Impfung gegen Varizellen

Auslöser der Windpocken ist das Varicella-Zoster-Virus (VZV). Es handelt sich dabei um ein DNA-Virus aus der Gruppe der alpha-Herpesviren. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion aus dem Nasopharynx (Frühphase) bzw. Bläscheninhalt (Exanthemstadium) von Mensch zu Mensch. Die Kontagiosität des VZV ist sehr hoch. Das Virus persistiert lebenslang in den sensorischen Spinalganglien. Eine spätere endogene Reaktivierung des Virus führt zum Bild des Herpes Zoster (Gürtelrose).

6. Mai 2025
Lesedauer: 2 Min.
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Kurzbeschreibung / Geschichte der Impfung

Der bekannteste Impfstamm (Oka) wurde Anfang der 1970er Jahre in Japan von Takahashi und Mitarbeitern isoliert und durch mehrere Zellpassagen attenuiert. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, ist in Anwesenheit maternaler VZV-IgG-Antikörper der Impferfolg fraglich. Deshalb wird die Impfung, je nach Impfstoff, ab dem Alter von 11 Monaten (in Ausnahmefällen schon ab 9 Monaten) bzw. 9 Monaten durchgeführt.

Seit Einführung der allgemeinen Varizellenimpfung ist ein deutlicher Rückgang der Varizellen in Deutschland zu verzeichnen.

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STIKO-Empfehlung

Die STIKO empfiehlt die Varizellenimpfung generell für alle Kinder ab dem Alter von 11 Monaten.

Als Indikationsimpfung ist sie laut Empfehlungen der STIKO für folgende Personen indiziert:

  • Seronegative Frauen mit Kinderwunsch
  • Seronegative vor geplanter Immunsuppression oder vor Organtransplantation
  • Empfängliche* mit schwerer Neurodermitis
  • Empfängliche* enge Kontaktpersonen (z.B. Haushaltsangehörige) aller o.g. Personen
  • Medizinisches Personal (insbesondere der Bereiche Pädiatrie, Onkologie, Gynäkologie/Geburtshilfe, Intensivmedizin und im Bereich der Betreuung von Immundefizienten) sowie bei Neueinstellungen in Gemeinschaftseinrichtungen für das Vorschulalter


*keine Impfung dokumentiert und anamnestisch keine Varizellen durchgemacht oder bei serologischer Testung kein Nachweis spezifischer Antikörper.

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Impfschema

Varizellen-Impfstoffe werden generell in 2 Impfdosen s.c. empfohlen. Die empfohlenen Abstände von Dosis 1 zu 2 variieren je nach Impfstoff und Indikation zwischen 4 und 12 Wochen, wobei die 2. Dosis frühestens im Alter von 12 Monaten gegeben werden darf. Bislang nur einmal Geimpfte sollen eine Nachholimpfung erhalten.

Die Grundimmunisierung erfolgt in der Regel im Alter von 11 bis 14 Monaten:

  • als MMR-VZV-Kombinationsimpfung (gemäß STIKO sollte für die erste Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen < 5 Jahre zunächst die getrennte Gabe der MMR-Impfung einerseits und einer Varizellen-Impfung andererseits bevorzugt werden. Die zweite Impfung kann dann mit einem MMRV-Kombinationsimpfstoff erfolgen.)
  • simultan und seitengetrennt mit der MMR-Impfung oder
  • frühestens 4 Wochen nach dieser, um eine Interferenz mit der Immunantwort gegen die MMR-Impfviren zu vermeiden.
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Bekannte Nebenwirkungen

Lokalreaktionen sind selten, Fieber etwa 1 Woche nach der Impfung dagegen ist eher häufig (10-35 % je nach Impfstoff).

In weniger als 5 % geimpfter gesunder Personen können einige Tage nach der Impfung wenige (meist <10) flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf der Haut erscheinen. Bei geimpften Leukämiepatienten ist in bis zu 25 % mit kurzfristigen, klinisch mild ausgeprägten "Impfvarizellen" zu rechnen. Eine Übertragung von Impfviren auf empfängliche, immunsupprimierte Kontaktpersonen ist bei millionenfacher Anwendung des Impfstoffes bislang nur in wenigen Einzelfällen beschrieben worden und hat zu keinen schweren Krankheiten geführt.

Die Zunahme an Fieberkrämpfen nach Verwendung von MMR-VZV-Kombinationsimpfstoff im Vergleich zu kontralateraler Impfung mit MMR und VZV-Einzelimpfstoffen ist eher ein Triggereffekt als ein absolut erhöhtes Risiko, da auf den Zeitraum mit erhöhtem Risiko (Tag 5-12) ein Intervall mit kompensatorisch niedrigerem Risiko folgt (Tag 13-30).

Bei einigen Impflingen ist Monate bis Jahre nach der Varizellenimpfung das Auftreten von Herpes Zoster-Exanthemen beschrieben worden. Dabei wurden in den meisten Fällen aber VZV Wildtypviren oder Herpes simplex Viren identifiziert und nur selten Impfviren.

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Kontraindikationen

Folgende Kontraindikationen müssen beachtet werden:

  • Akute, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen "banale Infektionen"): Verschiebung des Impfbeginns
  • Bekannte, schwere allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes
  • Schwangerschaft
  • Angeborene oder erworbene Immundefizienz
Referenzen

1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 108ff

Impfalter

Erstimpfung ab dem Alter von 11 Monaten

Impfschutz-Dauer

Lebenslang

Impfschutz-Symptome

Die Wirksamkeit der Impfung korreliert mit der postvakzinalen Serokonversion. Bei gesunden Impflingen liegt die Schutzrate nach der 1. Dosis gegenüber schweren Krankheitsformen bei mindestens 95 %, gegenüber jeglichen Varizellen bei ca. 80-85 %. Bei den immunologisch kompromittierten Risikopatienten ist sie deutlich niedriger (80-90 %).

Allerdings kann die Impfung, wenn sie die Krankheit bei Risikopatienten nicht verhindert, zumindest den Verlauf deutlich abschwächen. Mit Impfdurchbrüchen ist nach einmaliger Impfung mit einer Häufigkeit von bis zu 5 % pro Jahr zu rechnen. Die 2. Varizellen-Impfdosis optimiert den Impfschutz auf >90 % gegenüber jeglichen Varizellen.

Grundlagen Impfung
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