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Pneumokokken

Pneumokokken (= Streptococcus pneumoniae) sind Gram-positive Diplokokken. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Krankheiten treten meist dann auf, wenn Virusinfektionen des Respirationstraktes den Weg für sekundäre Pneumokokken-Infektionen (Sinusitis, Otitis media, Pneumonie) bahnen. In seltenen Fällen überwinden Pneumokokken im Rahmen einer Bakteriämie die Blut-Liquor-Schranke und können zu einer lebensbedrohlichen eitrigen Meningitis führen.

Gefährdete Gruppen 

Säuglinge, Patienten mit Asplenie und bestimmten Immundefekten

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  • Symptome Schnellcheck

  • Krankheiten, die durch Pneumokokken ausgelöst werden können sind unter anderem:

  • - Otitis media

  • - Sinusitis

  • - (Lobär-)Pneumonie

  • - Febrile Bakteriämien bzw. Sepsis

  • - Eitrige Meningitis

  • Gefahren für Patienten

  • Bei den eitrigen Meningitiden sind Pneumokokken neben Meningokokken jenseits der Neonatalperiode mit großem Abstand die häufigsten Erreger. Vorwiegend betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder. Die Letalität beträgt etwa 5 %. Bei 25 % der Überlebenden treten bleibende Schäden wie u.a. Verlust des Hörvermögens und ZNS-Schäden auf.

Mehr über das Krankheitsbild Pneumokokken

Ätiologie, Pathogenese und Epidemiologie

Ätiologie, Pathogenese und Epidemiologie

Die Inzidenz aller invasiven Pneumokokken-Infektionen ist altersabhängig und weist zwei Gipfel auf: einen ersten bei Kindern bis zum Alter von 2 Jahren, einen zweiten bei älteren Personen ab 60 Jahren. Im Alter von 1 bis 5 Monaten betrug die Inzidenz in Deutschland vor Einführung des nationalen Impfprogramms 17,3 (pro 100.000 und Jahr), im Alter von 6 bis 11 Monaten 29,4, und bei Kindern im 2. Lebensjahr 16,3. Die Inzidenz der Pneumokokken-Meningitis lag bei Kindern unter 2 Jahren bei 7,6. Bei den zwei- bis vierjährigen Kindern betrugen die Inzidenzen 5,4 (alle invasiven Infektionen) bzw. 1,8 (Meningitis).
Insgesamt erkrankten in Deutschland jährlich geschätzt etwa 430 Kinder bis zum Alter von 16 Jahren an einer invasiven Pneumokokken-Infektion, davon 160 mit einer eitrigen Meningitis. Wegen der mutmaßlichen Untererfassung von Bakteriämien (mangels konsequenter Entnahme von Blutkulturen bei Fieber), wurde die tatsächliche Zahl an invasiven Pneumokokken-Infektionen pro Jahr für Kinder bis 5 Jahre auf 970 (bis 2 Jahre: 660) geschätzt, von denen ca. 70 % (n = 680; bis 2 Jahre: 420, =63 %) durch die im 7-valenten Konjugatimpfstoff enthaltenen Serotypen verursacht wurden.
Ferner traten durch invasive Pneumokokken-Infektionen jährlich ca. 19 Todesfälle bei Kindern bis 5 Jahren auf, davon 14 bei Kindern bis 2 Jahren, und 38 bzw. 29 Kinder litten an bleibenden Schäden.
Seit Ende 2007 wurde ein anhaltender Rückgang von invasiven Pneumokokken-Infektionen bei Kindern in den ersten 5 Lebensjahren registriert. Zunächst waren dies insbesondere die 7 Serotypen, die im 7-valenten Konjugatimpfstoff enthalten waren. Nach Einführung des erweiterten 13-valenten Konjugatimpfstoffs gingen auch invasive Infektionen durch die zusätzlichen 6 Serotypen zurück. Dies ist ein Erfolg des Impfprogramms in den ersten beiden Lebensjahren und seine indirekten Auswirkungen auch auf andere Altersgruppen. Im epidemiologischen Jahr Juli 2017 bis Juni 2018 waren ca. 20 % der invasiven Pneumokokkeninfektionen bei Kindern <2 Jahren durch Serotypen der 13-valenten Konjugatvakzine verursacht, die übrigen durch nicht impfpräventable Serotypen. Von 2008 bis 2018 wurde eine Zunahme invasiver Pneumokokken-Infektionen durch diese nicht im 13-valenten Konjugatimpfstoff enthaltenen Serotypen von ca. 40 auf 80 Fälle pro Jahr bei Kindern unter 2 Jahren beobachtet, was einen ursächlichen Zusammenhang mit dem Impfprogramm haben kann (“Replacement”) oder aber durch verändertes Meldeverhalten bedingt sein kann. Diese Zunahme ist geringer als die Abnahme der Krankheitsfälle durch Impfstoff-Serotypen.

Krankheitsbild

Krankheitsbild

Pneumokokken besitzen eine Polysaccharidkapsel, deren antigene Unterschiede eine Unterteilung in mehr als 90 Serotypen erlaubt. Schon im späten Säuglingsalter kommt es zu einer Kolonisierung des Nasopharynx mit Pneumokokken. 
Da Krankheiten durch Pneumokokken neben individuellen Dispositionsfaktoren eine Besiedelung mit dem entsprechenden Serotyp erfordern, sind der genaue Infektionszeitpunkt und damit auch die Inkubationszeit nicht bestimmbar. 
Pneumokokken sind die häufigsten Erreger bei:


- (Neben Meningokokken) eitrigen Meningitiden jenseits der Neonatalperiode
- (Neben unbekapselten Haemophilus influenzae) bakteriellen Otitis media. Der Altersgipfel liegt im späten Säuglings- und frühen Kleinkindesalter.
- Lobärpneumonien, die klassische Form der Lungenentzündung durch Pneumokokken. Sie geht mit Fieber, Husten und starkem Krankheitsgefühl einher.

Krankheitsbild
Diagnose

Diagnose

Die Erregerdiagnose einer Otitis media oder Pneumonie ist komplex, da Untersuchungsmaterial meist nur durch invasive Maßnahmen zu gewinnen ist. Gelegentlich ist bei Pneumonien der Erreger in Blutkulturen nachweisbar, bei Empyemen im Pleuraerguss. Bei der Pneumokokken-Meningitis sichern Gramfärbung und Kultur oder PCR des durch Lumbalpunktion gewonnenen Liquor cerebrospinalis die Diagnose. Ferner bestehen bei Pneumokokken-Infektionen häufig die typischen bakteriellen Infektionszeichen im Blut (z.B. Leukozytose, CRP-Erhöhung).

Therapie

Therapie

Pneumokokken sind nicht immer Penicillin-empfindlich. Deshalb sind bei invasiven Pneumokokken-Infektionen (z.B. Meningitis) heute Cephalosporine (z.B. Cefotaxim oder Ceftriaxon i.v.) oder Glykopeptid-Antibiotika (z.B. Vancomycin) die Therapie der ersten Wahl, letztere zusätzlich zu Cephalosporinen bei anamnestischen Anhalt für oder nachgewiesener Penicillinresistenz des Erregers. Vancomycin eignet sich auch für Patienten mit Penicillinallergie.
Bei Otitiden ist wegen des schwierigen Keimnachweises das breiter (d.h. auch gegen andere häufige bakterielle Erreger wie Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis) wirksame Amoxicillin mit oder ohne Clavulansäure (50-80 mg/kgKG/d p.o.) indiziert. Die antibiotische Therapie einer Pneumonie ist individuell (Alter, Vorgeschichte u.a.) festzulegen.

Therapie
Prävention

Prävention

Bei Patienten mit Asplenie oder Immundefekten kann durch konsequente Penicillin- bzw. Amoxicillinprophylaxe in Ergänzung zur Impfung das Risiko von invasiven Pneumokokken-Infektionen reduziert werden.

Impfung

Polysaccharid-Vakzine und Protein-Konjugatvakzine

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Referenzen

Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 84-91

NP-DE-VX-WCNT-220047, März 2024