Meningokokken

Meningokokken (= Neisseria meningitidis) sind Gram-negative Diplokokken. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Meningokokken werden neben asymptomatischem Trägertum für lokale Infektionen im Nasen-Rachen-Raum verantwortlich gemacht. Vereinzelt (Inzidenz in den deutschsprachigen Ländern aktuell etwa 1/100.000 Bevölkerung/ Jahr), insbesondere bei gleichzeitiger Virusinfektion, überwinden Meningokokken die Mukosabarriere und verursachen invasive Infektionen (z.B. Sepsis, eitrige Meningitis).

6. Mai 2025
Lesedauer: 5 Min.
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Gefährdete Gruppen

Besonders von invasiven Infektionen betroffen sind Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche sowie Erwachsene in beengten Wohnverhältnissen (z.B. Militär, Wohnheime u.ä.). Patienten mit Asplenie und bestimmten Immundefekten (z.B. terminale Komplementdefekte, Properdindefizienz, A- oder Hypogammaglobulinämie) oder unter Therapie mit Eculizumab (monoklonaler Antikörper gegen die Komplementkomponente C5) haben ein stark erhöhtes Risiko für invasive Meningokokken-Infektionen.

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Symptome Schnellcheck
Invasive Erkrankungen beginnen meist akut bis hyperakut mit:
  • Hohem Fieber
  • Starkem Krankheitsgefühl
  • Petechialen Hautblutungen (Sepsis) und/oder
  • Nackensteifigkeit (Meningitis)
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Gefahren für Patienten

Invasive Meningokokken-Infektionen (IME; z.B. Sepsis, eitrige Meningitis)

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Ätiologie, Pathogenese und Epidemiologie

Meningokokken sind weltweit verbreitet, wobei die Verteilung der Serogruppen erhebliche regionale Unterschiede, aber auch Veränderungen im Langzeitverlauf aufweisen. In Europa überwiegen seit Jahrzehnten Infektionen der Gruppe B (ca. 60-70 %). Diejenigen durch Gruppe C sind hier von ca. 20-30 % vor Einführung der Impfprogramme auf aktuell <20 % gesunken, wohingegen in jüngster Zeit vermehrt Infektionen durch W und insbesondere Y auftreten.

Das Jahr 2021 betreffend, konnten von den 55 typisierbaren Isolaten 40 (73%) der Serogruppe B, 8 (15%) der Serogruppe W, 5 (9%) der Serogruppe C und 2,4 (4%) der Serogruppe Y zugeordnet werden. Im Säuglingsalter zeigt sich in Europa ein starkes Überwiegen der Infektionen durch Gruppe B, während bei Jugendlichen ab 15 Jahren und Erwachsenen überdurchschnittlich häufig Infektionen durch Serogruppe C verursacht werden.

Durchschnittlich lag in den 1990er Jahren und bis 2003 in Deutschland die Inzidenz aller gemeldeten invasiven Meningokokken-Erkrankungen bei 0,90 (pro 100.000 Bevölkerung pro Jahr), die der MenC-Infektionen bei 0,20-0,30. Seitdem ist die Gesamtinzidenz rückläufig und liegt mit jährlichen Schwankungen bei ca. 0,5. In 2014 war mit 284 Fällen die bisher niedrigste Fallzahl zu verzeichnen, die Inzidenz betrug 0,25. Seitdem verblieb sie mit gewissen Schwankungen auf niedrigem Niveau, ehe mit der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Bekämpfungsmaßnahmen ein weiterer gravierender Rückgang auf weniger als 100 Fälle pro Jahr zu verzeichnen ist.

Die Gesamtinzidenz an invasiven Meningokokken- Erkrankungen ist bei Säuglingen mit 6,1 am höchsten, gefolgt von 1-Jährigen (3,4) und 15-19-Jährigen (0,9). Die Letalität der IME hängt einerseits von der Serogruppe ab (13,6 % bei Serogruppe C, 9,4 % bei Serogruppe B), andererseits besonders stark von der Krankheitsmanifestation (2 % bei Meningitis, 18 % bei Sepsis).

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Krankheitsbild

Beruhend auf Antigenunterschieden der Polysaccharidkapsel unterscheidet man 12 Serogruppen (A, B, C, W, Y u.a.). Die primär septische Verlaufsform mündet häufig in einer disseminierten intravasalen Gerinnung mit Nebennierenrinden- und später Multiorganversagen mit einer Letalität von etwa 20 %. Die meningitische Verlaufsform zeigt eine Letalität von etwa 10 % und eine hohe Rate (bis zu 30 %) an Defektheilungen des ZNS.

Etwa 10 % der Bevölkerung, zu Epidemiezeiten auch mehr, sind asymptomatische Träger von Meningokokken im Nasopharynx.

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Diagnose

Neben den klassischen bakteriellen Entzündungszeichen (z.B. Leukozytose mit Linksverschiebung, CRP-Erhöhung) sichert der direkte Erregernachweis aus Blutkultur, Liquor und ggf. Nasen-Rachen-Abstrich die Diagnose. Ferner kann ein schnelles Ergebnis durch Gramfärbung (Liquor) oder PCR erzielt werden.

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Therapie

Die rasche antibiotische Behandlung ist für die Prognose des Patienten entscheidend. Medikament der 1. Wahl ist ein Cephalosporin der Gruppe 3 (z.B. Cefotaxim, Ceftriaxon). Hochdosiertes Penicillin G (bis zu 500.000 IE/kgKG/d i.v.) kann bei nachgewiesener Empfindlichkeit alternativ verwendet werden.
Die begleitende Dexamethasongabe kann das Risiko für Spätfolgen zu reduzieren.

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Prävention

Alle Kontaktpersonen in der näheren Umgebung des Erkrankten (ausgenommen schwangere Frauen, welche einmalig mit 250 mg Ceftriaxon i.v. oder i.m. behandelt werden) sollten 4 Dosen Rifampicin zu je 10 mg/kgKG p.o. im Abstand von jeweils 12 Stunden erhalten. Für Neugeborene sind 4 Dosen Rifampicin zu je 5 mg/kgKG p.o. im Abstand von jeweils 12 Stunden empfohlen. Bei Erwachsenen wird vorzugsweise die einmalige Gabe von Ciprofloxacin (500 mg per os) empfohlen.

Referenzen

1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 91-93Abb. 4.13: Neisseria meningitidis

Grundlagen Erreger
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