Impfung gegen Meningokokken

Meningokokken (= Neisseria meningitidis) sind Gram-negative Diplokokken. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Meningokokken werden neben dem asymptomatischen Trägertum für lokale Infektionen im Nasen-Rachen-Raum verantwortlich gemacht. Vereinzelt (Inzidenz in den deutschsprachigen Ländern aktuell etwa 1/100.000 Bevölkerung/ Jahr), insbesondere bei gleichzeitiger Virusinfektion, überwinden Meningokokken die Mukosabarriere und verursachen invasive Infektionen (z.B. Sepsis, eitrige Meningitis).

6. Mai 2025
Lesedauer: 3 Min.
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Kurzbeschreibung / Geschichte der Impfung

Erste Impfstoffe gegen Meningokokken wurden in den 1940er Jahren (Ganzkeimvakzinen) entwickelt, wegen der zeitgleichen Verfügbarkeit der ersten Antibiotika (Sulfonamide, Penicillin) fanden sie aber wenig Beachtung.
Nachdem in den 1960er Jahren erste Sulfonamid-resistente Meningokokken auftraten, fand die Impfstoffentwicklung neues Interesse. Zwischenzeitlich hatte man die Kapselpolysaccharide als einen wesentlichen Virulenzfaktor der Meningokokken identifiziert und konnte Polysaccharidimpfstoffe bestehend aus den Serogruppen A und C, später auch W und Y, entwickeln. Während das Polysaccharid der Gruppe A schon im Säuglingsalter immunogenen Charakter aufweist, findet eine nennenswerte Antikörperbildung gegen Gruppe C erst ab dem Alter von 18 Monaten statt.

Seit 2010 steht für Personen ab dem Alter von 11 Jahren (aktuell: ab Alter 2 Jahre) ein quadrivalenter Meningokokken-Konjugatimpfstoff (A, C, W und Y) zur Verfügung, seit 2012 ein weiterer bereits ab dem Alter von 6 Wochen und seit 2022 ein drittes Produkt ab dem Alter von 12 Monaten. Alle drei weisen im Vergleich zur nicht mehr verfügbaren Polysaccharid-Impfung eine bessere Immunogenität auf.

In Deutschland sind Meningokokken-Gruppe-C-Konjugatimpfstoffe unter Verwendung des avirulenten Diphtherietoxoids CRM197 bzw. Tetanustoxoid als Trägerprotein verfügbar.

Das Kapselpolysaccharid der Serogruppe B ist nicht ausreichend immunogen, was die Entwicklung einer B-Meningokokken-Konjugatvakzine verhindert hat. Verschiedene neue Impfstoffe, welche auf Proteinen der Zellwand von B-Meningokokken beruhen, haben sich in klinischen Studien als vielversprechend erwiesen, und ein erstes Produkt wurde Ende 2013 in der EU zugelassen.

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STIKO-Empfehlung

In Deutschland werden folgende Meningokokkenimpfungen allgemein empfohlen: seit 2006 ist die Meningokokken-C-Impfung mit einem Meningokokken-C-Konjugatimpfstoff für Patienten ab 12 Monate < 18 Jahre empfohlen.

Seit 2024 emphielt die STIKO die Meningokokken-B-Impfung mit dem Protein-basierten Vierkomponenten-Impfstoff für Säuglinge ab 2 Monaten. Die Impfung soll bei Kleinkindern bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden. Zudem emphielt die STIKO ab dem Alter von 6 Wochen bei Vorliegen von Risikofaktoren (siehe unten) die Impfung mit quadrivalentem (Serogruppen A, C, W und Y) Konjugatimpfstoff. Diese Indikationsimpfung gilt auch, wenn zuvor schon mit einem monovalenten Gruppe C-Konjugatimpfstoff oder dem quadrivalenten Polysaccharidimpfstoff geimpft wurde.

Altersentsprechend zugelassene Meningokokken Gruppe B und ACWY-Impfstoffe sollten in folgenden Risikosituationen angewendet werden:

  • Bei Personen, die gesundheitlich gefährdet sind: mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten mit T- und/oder B-zellulärer Restfunktion, insbesondere Komplement-/Properdindefekte, Hypogammaglobulinämie; Asplenie; Eculizumab-Therapie (monoklonaler Antikörper gegen die terminale Komplementkomponente C5).
  • Bei Personen, die einem erhöhten Risiko gegenüber Infektionen mit den in der Vakzine enthaltenen Serogruppen ausgesetzt sind (Reisende in Endemiegebiete bzw. Personen, die sich in einem Endemiegebiet aufhalten).
  • Bei engen Kontaktpersonen von Indexpatienten mit Meningokokken-Meningitis durch eine der in der Vakzine enthaltenen Serogruppen.
  • Bei Ausbrüchen oder regionalen Häufungen auf Empfehlung der Gesundheitsbehörden.
  • Bei Schülern und Studenten vor Langzeit-Aufenthalten in Ländern mit allgemein empfohlener Impfung für diese Altersgruppen (z.B. USA, Kanada).
  • Bei gefährdetem Laborpersonal.
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Impfschema

In Deutschland ist der Protein-basiertee Vierkomponenten-Impfstoff 4CMenB ab 2 Monaten zugelassen und der Bivalente fHbp Impfstoff ist ab 10 Jahren zugelassen. Allgemein empfohlen wird die Impfung für Säuglinge ab 2 Monaten und Kleinkinder bis zum 5. Geburtstag (Nachholimpfung). Insbesondere bei Koadministration wird eine gewichtsadaptierte prophylaktische Paracetamol-Gabe in der ersten 24 Std. empfohlen. Die Anzahl empfohlener Impfdosen ist abhängig vom Alter bei Impfbeginn:

  • Alter 2-5 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis im Alter von 12-15 Monaten (frühestens 6 Monate nach der 2. Dosis)
  • Alter 6-11 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis im 2. Lebensjahr frühestens 2 Monate nach der 2. Dosis
  • Alter 12-23 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis 12-23 Monate nach der 2. Dosis
  • Alter 2 Jahre und älter: 2 Dosen im Abstand von 1 Monat, Notwendigkeit einer 3. Dosis noch nicht bekanntMeningokokken Bivalenter fHbp Impfstoff > 10 Jahre 2 Dosen (je 0,5 ml i.m.) 0-6 Monate oder 3 Dosen (je 0,5 ml i.m.) 0-1-5 Monate.


Meningokokken Gruppe C Konjugatimpfstoffe: In Deutschland verfügbare MenC-Konjugatimpfstoffe sind für Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten zugelassen. Empfohlen ist die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C mit 1 Impfstoffdosis für alle Kinder im Alter von 12 Monaten. Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.

Meningokokken Gruppe A,C,W,Y-Konjugatimpfstoffe: Die ACWY-Impfstoffe sind in Deutschland, je nach Hersteller, ab dem Alter von ≥6 Wochen, bzw. ab dem Alter von ≥12 Monaten, bzw. ab dem Alter von ≥2 Jahren zugelassen. Impfschemata je nach Fachinformation.

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Bekannte Nebenwirkungen

Meningokokken-Gruppe C-Konjugatimpfstoffe: Lokale und systemische Nebenwirkungen sind ähnlich häufig wie nach anderen inaktivierten ("Tot-") Impfstoffen und meistens von geringer Schwere und kurzer Dauer. Die Impfstoffe sind in der Regel gut verträglich. Nach mehr als 50 Millionen verkauften Impfstoffdosen in Großbritannien sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bekannt geworden. Bei einer Zwischenanalyse von berichteten unerwünschten Ereignissen wurden Fieberkrämpfe mit 1 auf 60.000 und anaphylaktoide Reaktionen mit 1 auf 500.000 Impfdosen errechnet.

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Kontraindikationen

Folgende Kontraindikationen sind zu beachten:

  • Akute, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen "banale Infektionen"): Verschiebung des Impfbeginns
  • Bekannte, schwere allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes
Referenzen

1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 93-98,  Epid Bull 2024;3:3-32 | DOI 10.25646/11900

Impfalter

MenC-Impfung: Empfohlen im Alter von 12 Monaten

MenACWY und MenB: Bei Personen mit spezifischen Grundkrankheiten (s. STIKO Empfehlung)

Impfschutz-Dauer

Je nach Impfstoff s. Fachinformation

Impfschutz-Symptome

Serokonversionsraten der quadrivalenten Meningokokken-Konjugatimpfstoffe für bakterizide spezifische IgG-Antikörper (Titer >1:8, hSBA, d.h. humanes Serum als Komplement) je nach Impfstoff, Alters- und Serogruppe zwischen 69% und 98%.

Grundlagen Impfung
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