Masern

Bei den Masern handelt es sich um eine ausschließlich humanpathogene Viruskrankheit, die durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen wird. Auslöser ist das Morbillivirus, ein einsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Paramyxoviren.

6. Mai 2025
Lesedauer: 5 Min.
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Gefährdete Gruppen

Besonders durch Masern sind Patienten mit zellulären Immundefekten gefährdet, bei denen die Infektion fulminant verläuft, häufig ohne das charakteristische Exanthem, und als Besonderheit eine Riesenzell-Pneumonie verursacht. Die Letalität beträgt etwa 5 %.

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Symptome Schnellcheck

Nach einer Inkubationszeit von 8 bis 12 Tagen beginnt die Krankheit mit den unspezifischen Zeichen eines respiratorischen Infektes mit:

  • Fieber
  • Rhinitis
  • Pharyngitis
  • Unproduktivem Husten


Auf der Wangenschleimhaut zeigen sich am Ende dieses Prodromalstadiums die pathognomonischen Koplikschen Flecken; feine, kalkspritzerartige Flecken auf einem hochroten Schleimhauthintergrund, bei denen es sich um Fibrinbeläge handelt. Nach einem kurzen, fieberfreien Intervall kommt es erneut zum Fieberanstieg, regelhaft über 39 °C mit unter anderem:

  • Ausgeprägtem Krankheitsgefühl
  • Konjunktivitis
  • Kleinfleckigem, konfluierendem, makulo-papulösem Exanthem
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Gefahren für Patienten

Klinisch relevante Komplikationen der Masern und ihre Häufigkeit sind in der Tabelle aufgeführt.

Eine gravierende Spätmanifestation der Masern ist die so genannte subakute, sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), die sich im Mittel nach 7 Jahren bemerkbar macht. Es handelt sich dabei um eine Degeneration des Gehirns, die allmählich zu einem Verlust aller Körperfunktionen bis hin zum meist unaufhaltsamen Tod in der Demenz führt. Bei Masern im 1. Lebensjahr ist das Risiko für eine nachfolgende SSPE besonders hoch (1:2.000).

Komplikation Häufigkeit Ätiologie Prognose
Otitis media 5-15 % Bakterielle Sekundärinfektion (Haemophilus influenzae, Pneumokokken, u.a.) gut
Pneumonie bis zu 50 % meist primär, seltener sekundär durch bakterielle Sekundärinfektion meist gut
Enzephalitis 1/500-1/2.000 * primär durch Masernvirus 20 % Letalität, 30% Residuen
SSPE 1/2.000-1/20.000 Unbekannt (Persistenz des Masernvirus) >99 % Letalität

 

Komplikation

Otitis media

Häufigkeit
5-15 %


Ätiologie

Bakterielle Sekundärinfektion (Haemophilus influenzae, Pneumokokken, u.a.)

Prognose
gut

Pneumonie

Häufigkeit
bis zu 50 %


Ätiologie
meist primär, seltener sekundär durch bakterielle Sekundärinfektion


Prognose
meist gut

Enzephalitis

Häufigkeit
1/500-1/2.000 *

Ätiologie
primär durch Masernvirus

Prognose
20 % Letalität, 30% Residuen

SSPE

Häufigkeit
SSPE


Ätiologie
Unbekannt (Persistenz des Masernvirus)


Prognose
>99 % Letalität

* Die Komplikationsrate steigt mit zunehmendem Lebensalter.

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Ätiologie, Pathogenese und Epidemiologie

Die Masern sind eine global verbreitete Krankheit, an der jährlich weltweit etwa 125.000 Personen (vorwiegend Kinder in Entwicklungsländern) sterben. Das Virus ist hochkontagiös und besitzt einen hohen Manifestationsindex. Dies bedeutet, dass sich in einer engen Gemeinschaft (Familie, Gemeinschaftseinrichtungen) praktisch alle ungeschützten Personen bei Exposition infizieren und 95-99 % der Infizierten symptomatisch erkranken. Aus der Infektion resultiert im Allgemeinen eine lebenslange Immunität.

Wird in einer Population gegen Masern geimpft, so führt dies zu einem grundlegenden Wandel der Epidemiologie: Die geimpften Personen sind in hohem Maße vor Infektion und Krankheit geschützt, während sich bei den Ungeimpften aufgrund der reduzierten Infektionswahrscheinlichkeit die Krankheit zunehmend in höhere Altersstufen (Schul- und junges Erwachsenenalter) verschiebt. Dieser Entwicklung kann nur durch rechtzeitige und konsequente Durchimpfung der Bevölkerung mit 2 Dosen Masern-Mumps-Röteln (MMR) bzw. Masern-Mumps-Röteln-Varizellen (MMRV)-Impfung entgegengewirkt werden.

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Krankheitsbild

Nach Übertragung des Virus beginnt die Infektion mit der lokalen Vermehrung der Viren in Epithelzellen der Nasopharynxschleimhaut. Über die lokalen Lymphknotenstationen kommt es nach wenigen Tagen zur ersten Virämie, die eine Aussaat in das retikuloendotheliale System nach sich zieht.

Es folgt eine zweite Virämie, die zu einer Hautbeteiligung und einer Ausbreitung der Viren im Respirationstrakt führt, ehe nach insgesamt etwa 3 Wochen die Viren eliminiert werden. Das Exanthem beginnt typischerweise hinter den Ohren und breitet sich rasch auf Gesicht, Stamm und Extremitäten aus. In der gleichen Reihenfolge bildet es sich nach etwa einer Woche zurück. Die Ansteckungsfähigkeit der Masern besteht etwa 3-5 Tage vor bis 4 Tage nach Ausbruch des Exanthems.

Masern gehen häufig mit Begleitkrankheiten bzw. Komplikationen einher, die sich in aller Regel in der zweiten Krankheitsphase manifestieren und den Heilungsprozess erheblich verzögern können. Sie beruhen in erster Linie auf vielfältigen, vorübergehenden Störungen des Immunsystems, die durch das Masernvirus hervorgerufen werden:

  • Leukopenie (B- und T-Zell-Lymphopenie und Neutropenie)
  • Beeinträchtigung der Interferonproduktion
  • erniedrigte Mitogenstimulierbarkeit der Lymphozyten
  • herabgesetzte Immunreaktion vom verzögerten, zellvermittelten Typ


Letztere ist der Grund dafür, dass ein zuvor positiver Tuberkulintest mehrere Wochen lang nach Maserninfektion negativ ausfällt.

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Diagnose

Die Diagnose wird in der Regel aufgrund der typischen Symptomatik gestellt, wobei in Einzelfällen die Abgrenzung zu anderen exanthematischen Virusinfektionen schwerfällt. Zur mikrobiologischen Sicherung der Diagnose wird in erster Linie der Antikörpernachweis (meist im ELISA) verwendet. Mit Ausbruch des Exanthems sind im Serum IgM-Antikörper nachweisbar, nach 10 bis 14 Tagen erscheinen auch IgG-Antikörper. Der direkte Virusnachweis ist aufwendig und spielt deshalb in der Routinediagnostik eine untergeordnete Rolle. Hingegen hat die Einführung der PCR den Virusnachweis aus Rachensekret, Urin oder Zahntaschenflüssigkeit stark vereinfacht.

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Therapie

Es gibt keine etablierte spezifische, gegen Masern gerichtete antivirale Therapie. Die Behandlung beschränkt sich deshalb auf symptomatische Maßnahmen. Dies unterstreicht den hohen Stellenwert der Impfprophylaxe.

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Prävention

Eine Chemoprophylaxe steht nicht zur Verfügung.
Zur post-expositionellen Prophylaxe kann eine passive Immunisierung mit einem Standard-Immunglobulin erfolgen.

Referenzen

1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 98ffBei Gefahren: Tab. 4.12 S.93: Masernkomplikationen und ihre Häufigkeit

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