Von Fall zu Fall
Invasive bakterielle Infektionen bei Kindern

Auf einen Blick
Invasive Erkrankungen, ausgelöst von Neisseria meningitidis (Meningokokken), Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) oder Haemophilus influenzae Typ B (Hib), sind für Säuglinge und Kleinkinder lebensbedrohlich.1,2,3 Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine frühe Impfung gegen diese Erreger ab einem Alter von 2 Monaten. Um die Zahl der Praxisbesuche und Schmerzerlebnisse zu reduzieren, kann eine Koadministration dieser Standardimpfungen erfolgen.4
Key Facts: Invasive Meningokokken-Erkrankungen (IME)
Die frühen Symptome bei IME sind unspezifisch und ähneln grippalen Infekten. Fehldiagnosen sind daher häufig.1 Der Krankheitsverlauf ist rasch voranschreitend und kann innerhalb von 24 – 48 Stunden zum Tod führen.1,5 Diese akute, potenziell lebensbedrohliche Erkrankung tritt vor allem in Form einer Sepsis oder Meningitis auf. Spätfolgen wie beispielsweise Amputationen, Anfallsleiden und Hörverlust können die Folge sein.1 Die Mortalität bei IME ist hoch: Trotz intensivmedizinischer Versorgung verstirbt im Allgemeinen 1 von 10 Betroffenen.1,5
Entwicklung der Meningokokken-Fallzahlen in Deutschland
Gemäß Robert Koch-Institut (RKI) zeigten die IME-Fallzahlen einen deutlichen Rückgang der Erkrankungsfälle von 294 Fällen im Jahr 2018 hin zu 74 Fällen im Jahr 2021. In den Folgejahren war ein kontinuierlicher Wiederanstieg zu verzeichnen, der 2024 seinen vorläufigen Höhepunkt (344 Fälle) erreichte. Für das Jahr 2025 deutet sich bislang erneut ein hohes Fallniveau an (227 Fälle im 2. Quartal 2025).6 Hinsichtlich der Altersverteilung wiesen die für das Jahr 2024 übermittelten Fallzahlen den höchsten Erkrankungsgipfel bei Säuglingen (< 1 Jahr) auf.7 Die Mehrzahl der Erkrankungen in dieser Altersgruppe wurde dabei durch Erreger der Serogruppe B (MenB, ca. 75 %) verursacht.8
Weitere Übeltäter: Pneumokokken & Hib
Pneumokokken besiedeln - überwiegend asymptomatisch – den Nasopharynx des Menschen. Durch lokale Ausbreitung können sie jedoch Krankheiten der oberen (Sinusitis, Otitis media) sowie unteren Atemwege (Pneumonie) verursachen. Dringen Pneumokokken in normalerweise sterile Körperregionen (z. B. Blut, Gehirn, Rückenmark) ein, können sie besonders schwerwiegende invasive Pneumokokken-Erkrankungen (IPD) hervorrufen (meist Sepsis oder Meningitis).2 Die IPD-Epidemiologie in den Jahren 2017 – 2021 zeigte, dass vor allem Säuglinge (< 1 Jahr) und Kleinkinder (< 5 Jahre) sowie Menschen ab 60 Jahren betroffen waren.9 Welche Bedeutung die Einführung der ersten in den USA zugelassenen Pneumokokken-Impfung PCV7 im Jahr 2000 hatte, konnte anhand von Studien gezeigt werden: Die IPD-Mortalitätsrate sank bei Kindern < 2 Jahren je 100.000 Einwohnern von ca. 0,9 im Jahr 1999 auf etwa 0,3 im Jahr 2001.10
Haemophilus influenzae-Bakterien können als bekapselte (Typ a bis f) oder unbekapselte Stämme auftreten. Eine Impfung gibt es bisher nur gegen den Kapseltyp b (Hib). Insbesondere bei Kindern kann Hib nicht-invasive (z. B. Otitis media, Fieber) sowie invasive Erkrankungen (z. B. Epiglottitis, Sepsis, Meningitis) hervorrufen.3 Auch hier konnten Studien zeigen, dass die Hib-Meningitiden in Deutschland seit der Einführung der Impfung (1990) von rund 100 Fällen im Jahr 1990 auf etwa 20 im Jahr 1993 sanken. In den Folgejahren gingen die Fallzahlen noch weiter zurück.11
Empfehlungen der STIKO: Frühes Impfen und Koadministration
- MenB: 2+1-Impfschema im Alter von 2, 4 und 12 Monate, Nachholimpfung bis zum 5. Geburtstag
- Hib: 2+1-Impfschema im Alter von 2, 4 und 11 Monaten im Rahmen der 6-fach-Impfung (Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hib, Poliomyelitis, Hepatitis B), Nachholimpfung bis zum 5. Geburtstag
- Pneumokokken: 2+1-Impfschema im Alter von 2, 4 und 11 Monaten mit PCV13 oder PCV15, Nachholimpfung bis zum 2. Geburtstag
Um einen möglichst frühen Impfschutz gegen viele Erreger zu erreichen, empfiehlt die STIKO bei den routinemäßigen Vorsorgeuntersuchungen eine Koadministration mehrerer Standardimpfungen: Die 1. und 2. MenB-Impfdosis sollte beispielsweise gleichzeitig mit dem 6-fach-, dem Pneumokokken- sowie dem Rotavirus-Impfstoff verabreicht werden.4
Dies erleichtert zum einen den Ablauf im Praxismanagement durch die Reduktion der Impftermine für Säuglinge im ersten Lebensjahr von 4 auf 2 (im Alter von 2 und 4 Monaten). Zum anderen reduziert es für die Patienten nicht nur die Impftermine, sondern auch die Schmerzerlebnisse, und trägt zum Erreichen eines frühestmöglichen Impfschutzes bei.4
Referenzen
1. RKI. https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Meningokokken.html, Stand: 18.01.2024, abgerufen am 07.10.2025.
2. RKI. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/Pneumokokken/FAQ-Liste_Pneumokokken_Impfen.html, Stand: 01.08.2024, abgerufen am 07.10.2025.
3. RKI. https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_HaemophilusInfluenzae.html, Stand: 11.03.2021, abgerufen am 07.10.2025.
5. Rosenstein NE et al. Medical Progress: Meningococcal Disease. N Engl J Med 2001;344:1378-88.
6. RKI. SurvStat@RKI 2.0. https://survstat.rki.de, Stand: 15.07.2025.
7. RKI. SurvStat@RKI 2.0. https://survstat.rki.de, Stand: Jahrbuch 2024, abgerufen am 20.01.2025.
8. RKI. SurvStat@RKI2.0. https://survstat.rki.de, Stand: 20.01.2025.
10. Redelings MD et al. Arch Pediatr Adolesc Med. 2005;159(2):195-196.
11. Heininger U. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2004;47(12):1129-1135.
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