MFA-Akademie 2025:
Refresher zum Herbst

Auf einen Blick
Neue bzw. angepasste STIKO-Impfempfehlungen:
Tollwut, RSV, Chikungunya, Influenza, Mpox und Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
Infektionsradar:
Hepatitis-A-Ausbrüche in der EU bzw. dem EWR; erneuter Nachweis von Polioviren im Abwasser deutscher Städte; hohe autochthone West-Nil-Virus-Infektionszahlen in Italien
Impfungen im Herbst:
Rechtzeitig vor dem Start der Saison der viralen Atemwegsinfektionen sollten Sie Ihre Patient*innen entsprechend der STIKO-Impfempfehlungen vor Influenza, COVID-19 und RSV schützen. Besonders wichtig ist dieser Impfschutz für ältere Personen und Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund bestehender Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Chronische Erkrankungen der Atemwegsorgane)
STIKO & Co.: Neues aus der Welt des Impfens
Auch nach der Veröffentlichung der allgemeinen STIKO-Impfempfehlungen für das Jahr 2025 im Epidemiologischen Bulletin 4/2025 hat die STIKO weiter ihre Impfempfehlungen auf Basis vorhandener und insbesondere neuer epidemiologischer Daten und Studiendaten bewertet. In diesem Zuge gab es in diesem Jahr bereits einige Anpassungen bzw. Erweiterungen der bestehenden Impfempfehlungen sowie neue Impfempfehlungen, die erstmals ausgesprochen wurden. Hierzu zählen u.a. die Impfempfehlungen gegen Chikungunya, Mpox und Haemophilus influenzae Typ b (Hib).
Chikungunya
Am 10. Juli 2025 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlung zur Chikungunya-Impfung aktualisiert. Hintergrund ist die Zulassung und Zulassungserweiterung von zwei Impfstoffen gegen das Chikungunya-Virus in Deutschland. Die STIKO empfiehlt nun die Impfung sowohl als Reiseimpfung als auch als berufliche Indikationsimpfung.
Für die Impfung stehen zwei Präparate zur Verfügung: Ein attenuierter Lebendimpfstoff für Personen im Alter von 12 bis 59 Jahren sowie ein Totimpfstoff für Personen ab 12 Jahren. Die Auswahl des Impfstoffs richtet sich nach Alter und individuellen Risikofaktoren.
Als Reiseimpfung wird die Chikungunya-Impfung empfohlen bei Reisen in Regionen mit aktuellem Ausbruchsgeschehen sowie bei längerem Aufenthalt (über vier Wochen) oder wiederholten Kurzzeitaufenthalten in Endemiegebieten. Besonders empfohlen wird die Impfung für Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf oder eine Chronifizierung, etwa ab einem Alter von 60 Jahren oder bei schweren internistischen Grunderkrankungen.
Als berufliche Indikationsimpfung ist die Chikungunya-Impfung vorgesehen für Personen, die im Rahmen ihrer Tätigkeit gezielt mit Chikungunya-Viren arbeiten, beispielsweise in Forschungseinrichtungen oder Laboratorien gemäß Biostoffverordnung.
Mpox
Die STIKO hat ihre Empfehlung zur Mpox-Impfung überarbeitet. Seit der Zulassungserweiterung im Jahr 2024 kann die Grundimmunisierung bereits ab einem Alter von 12 Jahren erfolgen. Sie besteht aus zwei Impfstoffdosen im Abstand von mindestens 28 Tagen. Bei immunkompetenten Personen, die früher gegen Pocken (Variola major) geimpft wurden, genügt eine einmalige Impfstoffgabe. Immundefiziente Personen – etwa HIV-Infizierte – sollten unabhängig von einer früheren Pockenimpfung grundsätzlich zweimal geimpft werden.
Die Impfung wird als Indikationsimpfung für Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko empfohlen, darunter Männer sowie trans- und nicht-binäre Personen, die Sex mit Männern haben und häufig die Partner wechseln, sowie Sexarbeitende. Als berufliche Indikationsimpfung ist sie für Personen vorgesehen, die gezielt mit Mpox-Viren (MPXV) arbeiten, etwa in Forschungseinrichtungen oder Laboratorien gemäß Biostoffverordnung.
Zusätzlich empfiehlt die STIKO eine postexpositionelle Impfung für Personen, die engen körperlichen Kontakt über nicht intakte Haut oder Schleimhäute mit Erkrankten hatten, längeren ungeschützten Face-to-Face-Kontakt (< 1 m) oder Kontakt mit potenziell infektiösem Material (z. B. Kleidung oder Bettwäsche). Bleibt die Erkrankung nach der ersten Impfung aus und besteht weiterhin ein Risiko, sollte zur Vervollständigung der Grundimmunisierung eine zweite Dosis verabreicht werden.
Hib
Im Dezember 2024 wurde in Hamburg ein ungewöhnlicher Anstieg invasiver Haemophilus-influenzae-Typ b-(Hib-)Erkrankungen bei Erwachsenen unter 65 Jahren festgestellt – eine Altersgruppe, die normalerweise nicht betroffen ist. Die Mehrheit der Fälle (88 %) stand im Zusammenhang mit Drogenkonsum, und etwa die Hälfte der Betroffenen war wohnungslos oder litt unter chronischen Erkrankungen. Aufgrund dieses Ausbruchsgeschehens hat die STIKO ihre Empfehlungen zur Hib-Indikationsimpfung und zur postexpositionellen Chemoprophylaxe (PEP) erweitert. Die Impfung wird nun auch Personen ab 5 Jahren im Zusammenhang mit einem Ausbruchsgeschehen empfohlen, wenn sie einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind – etwa durch Drogenkonsum, prekäre Wohnverhältnisse oder chronische Erkrankungen. Ebenso wurde die PEP-Empfehlung auf Personen ab 5 Jahren ausgeweitet, die Kontakt zu Hib-Infizierten hatten und ein medizinisch begründbares Risiko tragen. In Ausbruchssituationen sollen zusätzlich auch alle Kinder und Betreuenden in betroffenen Gruppen von Gemeinschaftseinrichtungen sowie enge Kontaktpersonen vulnerabler Personen eine PEP erhalten. Ziel der aktualisierten Empfehlungen ist es, die Prävention und Eindämmung von Hib-Infektionen in Risikogruppen zu verbessern.
Infektionsradar
Aufgrund hoher Infektionszahlen oder Virusnachweise stehen zudem aktuell folgende Erkrankungen im Fokus:
Hepatitis-A: Ein erhöhtes Infektionsaufkommen wir aktuell u.a. in Österreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei beobachtet – primär unter Personen mit prekären Wohnsituationen. Es wird daher dringend empfohlen, auf Hygienemaßnahmen zu achten und einen entsprechenden Impfschutz vor Reiseantritt sicherzustellen.
Polio: In mehreren deutschen Städten wurden Impfstoff-abgeleitete Polioviren vom Typ 2 (cVDPV2) in Abwasserproben nachgewiesen. Die STIKO unterstreicht daher noch einmal die Wichtigkeit des Impfschutzes, da Menschen mit unzureichendem Impfschutz in seltenen Fällen an diesen Impfstoff-abgeleiteten Polioviren erkranken können. Zudem weist die STIKO darauf hin, dass eine Übertragung von cVPDV2 von Mensch zu Mensch zunehmend wahrscheinlicher ist.
West-Nil-Virus (WNV): In Italien ist die Anzahl an autochthonen, durch die Culex-Mücke übertragenen WNV-Infektionen stark angestiegen. Insgesamt wurden bis Mitte August 275 Fälle offiziell gemeldet, von denen 128 neuroinvasiv und 19 tödlich verlaufen sind. Die Dunkelziffer wird bedeutend höher eingeschätzt. Gefährlich ist das Virus vor allem für ältere Patienten, insbesondere wenn diese bereits Vorerkrankungen aufweisen.
Fit in den Herbst: Alles zum Impfschutz vor saisonalen Atemwegserregern
Respiratorische Virusinfektionen wie Influenza, RSV und SARS-CoV-2 zeigen in gemäßigten Klimazonen eine ausgeprägte Saisonalität mit Höhepunkten in den Herbst- und Wintermonaten. Dies liegt an verschiedenen Faktoren, u.a.:
Umweltfaktoren: Niedrige Temperaturen und geringe Luftfeuchtigkeit erhöhen die Stabilität und Übertragbarkeit von Viren, insbesondere behüllter Viren wie Influenza und RSV.
Verändertes menschliches Verhalten: Mehr Innenraumkontakte, geringere UV-Exposition und reduzierte Belüftung fördern die Ausbreitung.
Beeinträchtigte Immunantwort: Kälte und trockene Luft können die mukosale Abwehr schwächen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.
Respiratorische Virusinfektionen sind dabei besonders gefährlich für Säuglinge sowie ältere Personen und Personen mit einer gesundheitlichen Gefährdung aufgrund bestehender Vorerkrankungen. Eine rechtzeitige Impfung vor Beginn der Erkältungssaison und entsprechend der STIKO-Impfempfehlungen ist daher wichtig, um Ihre Patient*innen vor schweren Verläufen und unerwünschten Sekundäreffekten eine Infektion mit einem respiratorischen Virus zu schützen. Im Spätsommer bis Herbst stehen daher folgende Impfungen an: Influenza, COVID-19 und RSV.
Impfempfehlung gegen Influenza
Die Impfung gegen Influenza sollte laut STIKO idealerweise Mitte Oktober bis Dezember unter Verwendung von Impfstoffen mit der aktuell von der WHO empfohlenen Antigenkombination durchgeführt werden. Seit dieser Saison werden trivalente Influenza-Impfstoffe empfohlen. Die STIKO empfiehlt allen Personen ab 60 Jahren standardmäßig die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenza. Aufgrund der Immunseneszenz in dieser Altersklasse sollen hier der Hochdosis-Influenza oder der MF59-adjuvantierte Influenza-Impfstoff verwendet werden. Darüber hinaus empfiehlt die STIKO die Influenza-Impfung als Indikationsimpfung (I) auch folgenden Personengruppen:
- Schwangeren ab dem 2. Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab 1. Trimenon
- Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie z.B. chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Erkrankungen wie z. B. Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV)
- Bewohner*innen von Alters- oder Pflegeheimen
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt Lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen (siehe oben) gefährden können
- Personen, die im privaten Umfeld häufigen, regelmäßigen und direkten Kontakt zu z. B. Schweinen, Geflügel sowie Wildvögeln (frei und gehalten) und Robben haben
Geimpft werden sollten zusätzlich Personen mit einer erhöhten beruflichen Gefährdung:
- Personen mit erhöhter Gefährdung (z.B. medizinisches Personal)
- Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können
- Personen, die arbeitsbedingt einen häufigen, regelmäßigen und direkten Kontakt zu z. B. Schweinen, Geflügel, Wildvögeln (frei und gehalten) und Robben haben und tätig sind in z. B. Nutztierhaltungen, Zoos und Tierparks, Tierheimen oder Auffangstationen, Tierarztpraxen sowie Schlachthöfen
Die indizierten Influenza-Impfungen sollten bei Personen unter 60 Jahren mit einem inaktiviertem Influenza-Impfstoff durchgeführt werden. Personen zwischen 2 und 17 Jahren können alternativ auch den lebend-attenuierten-Influenzaimpfstoff (LAIV) erhalten.
Impfempfehlung gegen COVID-19
Die STIKO empfiehlt jährliche COVID-19-Auffrischimpfung im Herbst für bestimmte Risikogruppen. Diese Empfehlung basiert auf der Einschätzung, dass SARS-CoV-2 weiterhin saisonal zirkuliert und insbesondere bei älteren und vorerkrankten Personen schwere Verläufe verursachen kann. Ziel ist es, den Impfschutz rechtzeitig vor der erwarteten Infektionswelle im Herbst/Winter aufzufrischen.
Die Auffrischimpfung wird folgenden Personengruppen mit vollständiger Basisimmunität empfohlen:
- Personen im Alter ab 60 Jahren
- BewohnerInnen in Einrichtungen der Pflege sowie Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe
- Personen ab dem Alter von 6 Monaten mit einer Grundkrankheit, die mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf einhergeht
- Personen jeden Alters mit einem erhöhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko in der medizinischen und/oder pflegenden Versorgung mit direktem PatientInnen- oder Bewohner*innenkontakt
- Familienangehörige und enge Kontaktpersonen ab dem Alter von 6 Monaten von Personen, bei denen durch eine COVID-19-Impfung keine schützende Immunantwort zu erwarten ist.
Die Impfung soll mit einem an die aktuell zirkulierenden Varianten angepassten Impfstoff erfolgen. Für die Saison 2025/2026 ist das LP.8.1-angepassten COVID-19-Impfstoff. Eine gleichzeitige Verabreichung mit der saisonalen Influenza-Impfung ist möglich, und wird zur Vereinfachung der Umsetzung in der Praxis ausdrücklich unterstützt.
Impfempfehlung gegen RSV
Die STIKO empfiehlt eine einmalige Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) für zwei klar definierte Zielgruppen. Zum einen wird die Impfung als Standardimpfung für alle Personen ab 75 Jahren empfohlen. Zum anderen gilt sie als Indikationsimpfung für Personen im Alter von 60 bis 74 Jahren, sofern sie bestimmte Risikofaktoren aufweisen.
Zu den Risikofaktoren gehören folgende schwere chronische Erkrankungen:
- chronische Erkrankungen der Atmungsorgane
- chronische Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen
- chronische neurologische und neuromuskuläre Erkrankungen
- hämato-onkologische Erkrankungen
- Diabetes mellitus (mit Komplikationen)
- angeborener oder erworbener Immundefizienz
Ebenso sollen Bewohner*innen von Pflegeeinrichtungen in dieser Altersgruppe sollen geimpft werden. Für die RSV-Impfungen stehen insgesamt drei Impfstoffe zur Verfügung:
- ein adjuvantierter proteinbasierter RSV-Impfstoff,
- ein nicht-adjuvantierter proteinbasierter RSV-Impfstoff
- ein mRNA-basierter RSV-Impfstoff
Die STIKO spricht keine Präferenz für einen bestimmten Impfstoff aus, da alle geprüften Vakzine eine vergleichbare Schutzwirkung zeigen. Eine Entscheidung über mögliche Wiederholungsimpfungen steht derzeit noch aus. Wenn sinnvoll, empfiehlt die STIKO eine gemeinsame Verabreichung (Koadministration) der RSV-Impfung zusammen mit der Influenza-Impfung.
Referenzen
1. Epid Bull 2025;4:1- 75 | DOI 10.25646/12971.5
2. Epid Bull 2025;15:3-15 | DOI 10.25646/13094
3. Epid Bull 2025;27:13-14 | 10.25646/13271
4. Epid Bull 2025;29:11-23 | 10.25646/13291
5. Epid Bull 2025;28:3-38 | 10.25646/13274
6. Epid Bull 2025;29:11-23 | 10.25646/13291
7. Epid Bull 2025;34:3-18 | 10.25646/13361
Bilder: Shutterstock 390891733
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