Der heiße Impf-Herbst: Impfen zu Zeiten von Infektionswellen
Tipps zum Impfmanagement unter COVID-19
Es gibt derzeit keine Hinweise, dass die Immunabwehr gegen SARS-CoV-2 durch eine zeitnah verabreichte Impfung negativ beeinflusst wird. Dementsprechend sollen laut STIKO alle Impfungen regelgerecht durchgeführt werden.1 Um das COVID-19- Ansteckungsrisiko für Ihre Patienten zu minimieren, empfehlen sich separate Infekt- und Impfsprechstunden. Zudem gilt für Patienten und Praxispersonal Abstand zu wahren sowie entsprechende Desinfektionsmaßnahmen zu beachten.1-5 Dabei sollten besonders die Grundimmunisierung im ersten und zweiten Lebensjahr sowie die altersbedingten Impfempfehlungen für Personen ab 60 Jahren zum Schutz vor Pneumokokken, Herpes zoster und Influenza priorisiert werden.1
Impfungen während COVID-19 – Das empfiehlt die STIKO1
Alle von der STIKO empfohlenen Impfungen sollen altersentsprechend durchgeführt werden. Anstehende Routineimpfungen sollen nur bei akuten, schweren Erkrankungen wie einer Infektion mit SARS-CoV-2 verschoben werden. Die STIKO empfiehlt folgenden Impfaufschub für:
- Patienten mit COVID-19: nach Genesung und frühestens 4 Wochen nach letzter positiver PCR
- Kontaktperonen ohne Symptome mit Erregernachweis: 4 Wochen nach letzter positiver PCR
- Kontaktpersonen ohne Symptome: 14 Tage nach letztem potentiellen Kontakt
Jeder Patientenkontakt soll zur Prüfung des Impfstatus genutzt werden, um etwaige Indikationsimpfungen zu identifizieren und um versäumte Impfungen nachzuholen. Priorisiert werden soll die Grundimmunisierung von Säuglingen und Kleinkindern und die Immunisierung von Risikopersonen und Älteren.
STIKO-Impfempfehlungen zum Schutz vor:6,7
Pneumokokken |
Herpes zoster |
► Standardimpfung mit dem 23- valenten Polysaccharid-Impfstoff (PPSV23) bei Personen ≥ 60 Jahren ► Indikationsimpfung bei Risikopersonen für schwere Erkrankungsverläufe, für Personen mit sonstigen chron. Krankheiten oder beruflicher Indikation ► als sequenzielle Impfung bei Personen von 2‒15 Jahren und bei Personen mit Immunschwäche ► Auffrischung nach ≥ 6 Jahren |
►Standardimpfung für Personen ≥ 60 Jahren ► Indikationsimpfung für Personen ≥ 50 Jahren mit Immundefizienz bzw. Immunsuppression (angeboren oder erworben) oder chron. Krankheiten ► Gabe von 2 Dosen adjuvantiertem SubunitTotimpfstoff im Abstand von 2‒6 Monaten |
Influenza |
Pertussis |
► Standardimpfung für Personen ab 60 Jahren ► Indikationsimpfung für Personen jedes Alters mit erhöhter Gesundheitsgefährdung durch Immundefekte oder chron. Erkrankungen, Schwangere ab dem 2. Trimenon, Reisende, Personen mit beruflicher Indikation oder Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln |
► Standardimpfung für Säuglinge, Kinder und Jugendliche ► Erwachsene erhalten nächst fällige Td-Impfung als TdapKombination ► Indikationsimpfung für Schwangere ab dem 3. Trimenon, Haushaltskontakte und Betreuer von Säuglingen spätestens 4 Wochen vor der Geburt, Personal im Gesundheitsdienst bzw. in Gemeinschaftseinrichtungen |
Pneumokokken
► Standardimpfung mit dem 23- valenten Polysaccharid-Impfstoff (PPSV23) bei Personen ≥ 60 Jahren
|
Herpes zoster
►Standardimpfung für Personen ≥ 60 Jahren
|
Influenza
► Standardimpfung für Personen ab 60 Jahren |
Pertussis
► Standardimpfung für Säuglinge, Kinder und Jugendliche |
Management des COVID-19-Risikos in Ihrer Praxis1-5
Steuerung der Patientenströme |
Verringerung physischer Interaktionen |
✓ Separate Sprechzeiten für Infektpatienten ✓ Begrenzung der allg. Besucherzahl ✓ Einrichtung von Impfsprechstunden ✓ Durchführung von Telefon- bzw. Videokonsultationen |
✓ Versichertenkarte wird vom Patienten ins Lesegerät geschoben ✓ Rezepte ggf. per Fax oder elektronisch an Apotheke ✓ Spezifische, getrennte Arbeitsbereiche für das Personal |
Minimierung der COVID-Aerosolaufnahme |
Verbesserung der Desinfektionsmaßnahmen |
✓ Pfeile zur Markierung der Laufwege ✓ Abstandsmarken Empfang/Wartebereich ✓ Mundschutz Patienten und Personal ✓ Regelmäßiges Durchlüften |
✓ Beim Betreten Hände waschen ✓ Erneute Schulung des Personals zur Handdesinfektion bzw. zum Handschuhwechsel nach Patientenkontakt ✓ Regelmäßige Oberflächendesinfektion |
Steuerung der Patientenströme
✓ Separate Sprechzeiten für Infektpatienten |
Verringerung physischer Interaktionen
✓ Versichertenkarte wird vom Patienten ins Lesegerät geschoben |
Minimierung der COVID-Aerosolaufnahme
✓ Pfeile zur Markierung der Laufwege |
Verbesserung der Desinfektionsmaßnahmen
✓ Beim Betreten Hände waschen |
Tipps zum Impfen in Corona-Zeiten
- Nutzen Sie Erinnerungssysteme für (über-)fällige Impfungen1,8
- Zahl der Impftermine gering halten (≥ 2 Impfungen/Termin möglich)1,8
- Erinnerung des Patienten an Impfausweis bei jeder Gelegenheit
- Persönliche Ansprache (Anmeldung, Labor, EKG)
- Anrufbeantworter, Website, Wartezimmer-TV, Terminvergabe
- Beratung und Prophylaxe bei z. B. chronisch Kranken und deren Angehörige, Schwangeren, Schulanfängern, Personen 50+, Berufstätigen und Reisenden ist besonders wichtig
Referenzen
1. Epid. Bull. 18/2020
2. https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/69707/WHO_CDS_EPR_2007.6_eng.pdf?sequence=1&i sAllowed=y [eingesehen am 02.11.2020]
3. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Getrennte_Patientenversorgung [eingesehen am 02.11.2020]
4. https://www.hausaerztebayern.de/images/berufspolitik/rundschreiben/2020-04- 23_BH%C3%84V_Rundfax_Covid_19_Praxisabl%C3%A4ufe.pdf [eingesehen am 02.11.2020]
5. http://www.quotidianosanita.it/allegati/allegato4567300.pdf [eingesehen am 02.11.2020]
6. Epid. Bull 34/2020
7. Impfungen kompakt, 2020
8. Epid. Bull 34/2019