Impfungen für Kinder in besonderen Situationen

Update für die Praxis: Frühgeborene und Kinder mit Grunderkrankungen

26. September 2024
Lesedauer: 2 Min.
Drei Babys liegen unter einer Decke

Auf einen Blick

  • Frühgeborene sollen alle Standardimpfungen entsprechend dem chronologischen Alter (=tatsächliches Lebensalter ab Geburt) erhalten1
  • Kinder mit chronischen Erkrankungen sollten ebenfalls alle Standardimpfungen erhalten, sofern keine Kontraindikationen vorliegen. Darüber hinaus können bestimmte Indikationsimpfungen sinnvoll sein.1
  • Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen Meningokokken B (Men B) als Standardimpfung für alle Säuglinge im Alter von 2, 4 und 12 Monaten sowie als Nachholimpfung bis zum 5. Geburtstag. Für einen frühzeitigen Schutz soll die Impfung an einem Termin mit den anderen von der STIKO empfohlenen Impfungen verabreicht werden (Koadministration).2

 

Impfungen für Frühgeborene

Sowohl das körpereigene Immunsystem als auch ein möglicher Nestschutz, mitgegeben über Antikörper der Mutter am Ende einer Schwangerschaft, sind bei Frühgeborenen weniger weit entwickelt und geringer ausgeprägt als bei reifgeborenen Säuglingen. 

Darüber hinaus sind Haut- und Schleimhautbarrieren noch nicht vollständig funktionsfähig.

Daher ist ein frühzeitiger Infektionsschutz besonders wichtig:

  • Frühgeborene sollten unabhängig von Reifealter und Gewicht alle Standardimpfungen entsprechend dem empfohlenen chronologischen Alter) erhalten.1
  • Bei Frühgeborenen < 28 SSW sollte nach Impfungen im ersten Lebensjahr eine Überwachung der Atmung für 48-72 h erfolgen.3
  • Das Impfschema der 6-fach und Pneumokokken-Impfung sieht für Frühgeborene (vor der 37. SSW) eine Grundimmunisierung mit 4 Impfstoffdosen im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten vor (3+1 Schema). Das Impfschema der Meningokokken B-Impfung entspricht dem 2+1 Schema bei Reifgeborenen mit je einer Impfdosis im Alter von 2, 4 und 12 Monaten.1

 

Impfungen für Kinder mit chronischen Grunderkrankungen

Kinder mit chronischen Erkrankungen tragen neben einem allgemein höheren Risiko für Infektionen auch ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe bzw. Komplikationen. Das gilt z.B. für Influenza, Windpocken, Meningokokken- und Pneumokokken-Erkrankungen, Masern oder Hepatitis B.4

Daher sollten Kinder mit chronischen Erkrankungen alle von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen erhalten, sofern keine spezifischen Kontraindikationen bestehen.2

Darüber hinaus können u.a. folgende Indikationsimpfungen sinnvoll sein:1

  • Influenza für Kinder ≥6 Monaten mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grunderkrankung
  • COVID-19 für Kinder ≥6 Monaten mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung für einen schweren Verlauf infolge einer Grunderkrankung
  • Men ACWY für gesundheitlich gefährdete Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz

 

Meningokokken-B-Empfehlung: Routine- und Nachholimpfung in der Praxis

Seit 2024 empfiehlt die STIKO die Impfung gegen Meningokokken B als Standardimpfung für alle Säuglinge im Alter von 2, 4 und 12 Monaten und als Nachholimpfung bis zum 5. Geburtstag. Da Men-B-Erkrankungen bereits in den ersten Lebensmonaten gehäuft auftreten, sollte frühestmöglich geimpft werden. Es können U-Untersuchungen genutzt werden, z.B. die Aufklärung im Rahmen der U3, die erste Dosis bei einer frühen U4 und die letzte Dosis bei der späten U6.2

Für Nachholimpfungen gegen Meningokokken B sollte nach STIKO jeder Praxiskontakt genutzt werden. Alle Eltern mit Kindern bis zum 5. Geburtstag können bei Vorsorgeuntersuchungen, wie z.B. bei der U7, U7a und U8 oder an Terminen für andere anstehende (Auffrisch-)Impfungen angesprochen und aufgeklärt werden.2

Steigende Anzahl an Men-B-Infektionen in Deutschland:

Im Jahr 2024 wurden bis Kalenderwoche 31 bereits 221 Fälle invasiver Meningokokken-Erkrankungen gemeldet (vs. 161 im gleichen Zeitraum 2023). Aufgrund der Saisonalität der Erkrankung ist im Herbst/Winter mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.5

 

Referenzen

1. Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2024 Epid Bull 2024;4:1- 72 (Zugriff 12.09.24)

2. Piechotta V, et al. Empfehlung zur Standardimpfung von Säuglingen gegen Meningokokken der Serogruppe B und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung. Epid Bull 2024;3:3-32 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/03_24.pdf (Zugriff 12.09.24)

3. Bundesverband das frühgeborene Kind: Impfen von Frühgeborenen - Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. (fruehgeborene.de) (Zugriff 18.09.24).

4. Wagner N et al. Impfen bei Immundefizienz –Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (IV) Impfen bei Autoimmunkrankheiten, bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie. Bundesgesundheitsbl 2019;62:494-515.

5. RKI: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Stand: 13.08.2024. Übermittelte Fallzahlen invasiver Meningokokken-Erkrankungen gemäß Referenzdefinition; Meldepflicht gemäß IfSG.

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