Impfstoffe kann man sehr unterschiedlich unterteilen. Unterteilt wird bspw. anhand der in Impfstoffen enthaltenen Antigene. Diese fungieren als eine Art Steckbrief des Wilderregers, mit dessen Hilfe das Immunsystem seine Abwehr programmiert. Man unterscheidet dabei zwischen Lebend-Impfstoffen und inaktivierten Impfstoffen. Hieraus ergeben sich wichtige Punkte für den Einsatz und die Anwendung beim Patienten:
- Lebend-Impfstoffe beinhalten vermehrungsfähige Erreger. Sie dürfen daher nur bei funktionsfähigem Immunsystem eingesetzt werden, da es ansonsten zu einer Schädigung des Patienten führen können.
- Inaktivierte Impfstoffe (oft salopp „Tod-Impfstoffe“ genannt) hingegen haben keine vermehrungsfähigen Antigene. Diese können auch bei Immunschwäche eingesetzt werden. Allerdings muss dann der Impferfolg überprüft werden.
Neben dem eigentlichen Antigen, dass die Immunantwort hervorruft, sind ggf. auch Stabilisatoren (z.B. Zucker) oder Immunverstärker notwendig. Ohne Immunverstärker (Adjuvanz) funktionieren einige Impfstoffe nur sehr schwach oder müssten in hundertfacher Dosis gegeben werden. Obwohl das Adjuvanz Aluminiumhydroxid in der öffentlichen Meinung fälschlicherweise verrufen ist, gibt es von wissenschaftlicher Seite keine Bedenken dagegen.
Ebenso gibt es keine wissenschaftlichen Belege, dass Impfungen ein Allergierisiko erhöhen. Vielmehr existieren Hinweise auf eine Senkung des Allergierisikos durch Impfungen.
Wichtige Hinweise für die Praxis betreffen den Umgang mit Impfstoffen. Sie sind grundsätzlich kühl zu lagern und dürfen definitiv nicht eingefroren werden, da ansonsten durch die Zersetzung bzw. mögliche Kontaminierung (z.B. Mikrorisse im Spritzenkörper) eine Gefährdung des Patienten auftreten kann. Insbesondere die Lebend-Impfstoffe müssen zusätzlich auch während eines Transportes in lückenloser Kühlkette verbleiben. Bei der Applikation ist darauf zu achten, dass das Desinfektionsmittel am Oberarm komplett abgetrocknet ist und die Impfung mit trockener Kanüle zu erfolgen hat. Eine Aspiration ist nicht erforderlich.
Falls mehrere Impfungen anstehen, können diese parallel verabreicht werden. Diese Koadministration kann prinzipiell bei allen Impfstoffen durchgeführt werden; hier bitte aber auch die Fachinformationen beachten. Einzig zu beachtender Zeitabstand ist zwischen Lebend- und Lebend-Impfstoffen. Falls diese nicht koadministriert werden, muss ein Abstand von mindestens 4 Wochen zwischen den Lebend_Impfstoffen eingehalten werden. Zwischen inaktivierten Impfstoffen gibt es einen solchen Abstand nicht. Nach Gabe eines Hyperimmunglobulin können Lebendimpfungen erst nach rund 3 Monaten gegeben werden.
Echte Kontraindikationen zu Impfungen sind schwere akute Erkrankungen, schwere Allergien gegen Inhaltsstoffe und Immunsuppression. Unter Immunschwäche und bei Schwangerschaft besteht eine Kontraindikation gegen Lebend-Impfstoffen. Für die Unterscheidung zwischen “echten“ und „falschen“ Kontraindikationen hat das RKI eine entsprechende Übersicht herausgegeben.