Fehldiagnosen vorbeugen: Bakterielle Infektionen in der Praxis

Die frühzeitige Diagnose ist oft eine Herausforderung, da Symptome unspezifisch ausfallen.

17. September 2023
Lesedauer: 3 Min.
Lachendes Baby wird ärztlich untersucht

Auf einen Blick1-4

  • Infektionen mit bekapselten Bakterien können schwerwiegende Krankheitsbilder auslösen (z.B. Sepsis, Meningitis)
  • Die frühzeitige Diagnose ist eine Herausforderung, da Symptome oft unspezifisch ausfallen und der Erkrankungsverlauf sich rasant gestalten kann
  • Aktuell wird ein Anstieg der Infektionsfälle beobachtet
  • Effektiven Schutz bieten frühzeitige Impfungen (Meningokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ b)

Wichtige bakterielle Meningitis-Erreger1-3

 

Meningokokken

12 Serogruppen, >60% der Infektionen in Deutschland verursacht durch Gruppe B

Pneumokokken

>90 Serogruppen, 23 davon für >90% der Infektionen verantwortlich

Haemophilus influenzae

6 Kapseltypen, >95% der Infektionen verursacht durch Typ b

 

Invasive Erkrankungen mit bekapselten Erregern verlaufen meist als Meningitis und/ oder Sepsis 1-3,5

Typische Symptome einer Meningitis sind Fieber, Nackensteifigkeit und Kopfschmerzen. Häufig treten zusätzlich auch unspezifische Beschwerden auf, wie Lichtempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Zudem kann es zu Einblutungen in die Haut kommen. Bei Neugeborenen und Kleinkindern sind die Symptome zum Teil noch unspezifischer. Säuglinge zeigen eher eine Trinkschwäche und weisen eine nach außen gewölbte Fontanelle auf.

In ca. 10-20% der Fälle können schwerwiegende Komplikationen auftreten, darunter Hirnnervenlähmungen, Paresen, Krampfanfälle, Amputationen, Hydrozephalus, Lernschwierigkeiten sowie Schädigung des Innenohrs mit resultierender Taubheit. Die Letalität einer Meningitis darf nicht unterschätzt werden: In Deutschland liegt diese bei einer isolierten Meningokokken-Meningitis bei ca. 1 %, bei einer Sepsis bei ca. 13 % und bei Sepsis mit Waterhouse-Friderichsen-Syndrom bei ca. 33 %.

 

Zu den diagnostischen Untersuchungen gehören: 

  • Prüfung auf Meningismus-Zeichen (z.B. Nackensteifigkeit, Brudzinski-, Kernig-, Laségue-, Dreifuß-Zeichen, Knie-Kuss)
  • Neurologische Untersuchung
  • Untersuchung der Haut auf Einblutungen
  • Entzündungsparameter, Blutkulturen, Liquor-Untersuchung

 

Eine englische Studie zeigte, dass die Impfung von 2 Dosen des 4CMenB-Impfstoffes eine hohe Wirksamkeit bei der Vorbeugung von MenB-Erkrankungen bei Säuglingen aufwies. In den ersten 10 Monaten der Studie konnte sich die Zahl der MenB-Fälle bei den geimpften Säuglingen halbieren.6

Meningokokken-Prävention: Tipps für die Praxis

Am häufigsten sind Kinder unter 5 Jahren von Meningokokken-Erkrankungen betroffen. Um diese umfassend zu schützen ist es wichtig, Eltern so früh wie möglich aufzuklären und sinnvolle Schutzimpfungen zu empfehlen – auch über die standardmäßige STIKO-Empfehlung hinaus. Für Eltern ist dabei besonders hilfreich, wenn im Gespräch folgende Punkte abgedeckt werden: 

  • Schwere der Erkrankung
  • Rapider Verlauf einer invasiven Meningokokken-Erkrankung
  • Langjährige Erfahrung mit der Impfung
  • Eine klare Empfehlung basierend auf Ihren Erfahrungen

Referenzen

1. RKI-Ratgeber. Meningokokken, invasive Erkrankungen. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Meningokokken.html (Abruf am15.09.23)

2. RKI-Ratgeber. Haemophilus influenzae, invasive Infektion. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HaemophilisInfluenzae.html (Abruf am 15.09.23) 3 RKI-Ratgeber.

3. ECDC Factsheet about pneumococcal disease https://www.ecdc.europa.eu/en/pneumococcal-disease/facts (Abruf am 30.08.23)

4. RKI: SurvStat@RKI 2.0. https://survstat.rki.de. Stand 05.07.23. Übermittelte Fallzahlen invasiver Erkrankungen mit bekapselten Erregern

5. Berner et al. DGPI-Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 7. Auflage Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie 2018

6. Parikh SR et al. Lancet. 2016;388(10061):2775-82.

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