Pertussis (Keuchhusten): Die wichtigsten Informationen im Überblick

Pertussis ist eine impfpräventable, meldepflichtige Atemwegsinfektion, die durch Bordetella Pertussis (Bakt.) ausgelöst und per Tröpfcheninfektion übertragen wird. Fälschlicherweise wird die Krankheit häufig als reine Kinderkrankheit wahrgenommen, dabei ist Pertussis hoch ansteckend (s. Abb. 1) und betrifft in Deutschland inzwischen zumeist Erwachsene.

6. Januar 2023
Lesedauer: 2 Min.
Frau hustet in den Ellenbogen, während sie im Wohnzimmer auf dem Sofa liegt

Eine Immunität besteht nach einer Erkrankung, wie früher angenommen1, nicht lebenslang, sondern nach heutigen Erkenntnissen über 3,5-12 Jahre2,3.

Pertussisfälle

Abbildung 1: In Europa führt im Mittel 1 Pertussisfall zu 5 Neuinfektionen4

Die Inkubationszeit beträgt ca. 7-21 Tage und die Erkrankung kann Wochen bis Monate andauern. Die typische Erstinfektion bei Ungeimpften verläuft in drei Stadien5: Stadium catarrhale (Dauer 1-2 Wochen, erkältungsähnliche Symptome), Stadium convulsivum (Dauer 4-6 Wochen, anfallsweise auftretende Hustenstöße) und Stadium decrementi (Dauer 6-10 Wochen, Hustenanfälle klingen ab). Als häufige Symptome gelten bei Jugendlichen und Erwachsenen Hustenattacken (bis zu 100%), Übelkeit (bis zu 62%), Atemaussetzer (bis zu 37%) und Schlafstörungen durch nächtliches Husten6. Lange andauernder Husten >2 Wochen ist eine Indikation für eine Pertussis Diagnostik7.

Da Jugendliche und Erwachsene oft ohne spezifische Symptome erkranken, kann sich Pertussis meist unerkannt ausbreiten. Dies stellt vor allem für besonders vulnerable Gruppen wie Neugeborene und junge Säuglinge eine Gefahr dar, da diese durch Apnoen gefährdet sind, die auch lebensbedrohlich sein können.5

Abbildung 2: Häufigkeitsverteilung der wichtigsten Infektionsquellen für Säuglinge < 6 Monate (%)

Abbildung 2: Häufigkeitsverteilung der wichtigsten Infektionsquellen für Säuglinge < 6 Monate (%)

Für die Grundimmunisierung von Säuglingen empfiehlt die STIKO die frühzeitige Verwendung eines 6-fach Impfstoffs mit Pertussiskomponente.8 Es folgen weitere Auffrischungen im Vorschul- (5-6 Jahre) und Jugendalter (9-16 Jahre). Für Erwachsene empfiehlt die STIKO die nächste fällige Td-Impfung einmalig als Tdap-Kombinationsimpfung zu verabreichen. Bei beruflicher Indikation soll alle 10 Jahre aufgefrischt werden. Ebenso sollen Haushaltskontaktpersonen als mögliche Infektionsquellen (z. B. Eltern, Geschwister, Freunde) und Betreuende (z. B. Tagesmütter, Babysitter, Großeltern) von Neugeborenen und jungen Säuglingen (s. Abb 2) eine Auffrischungsimpfung bekommen, sofern die letzte Pertussisimpfung mehr als 10 Jahre zurückliegt. Die Impfung soll nach Möglichkeit spätestens 4 Wochen vor dem voraussichtlichen Entbindungstermin stattfinden. 

Da Antikörpertiter sowohl nach durchgemachter Erkrankung als auch nach einer Impfung sehr schnell wieder absinken, gibt es in der Regel keinen natürlichen Nestschutz für Neugeborene und junge Säuglinge. Daraus ergibt sich eine Schutzlücke bis die Säuglinge aktiv geimpft werden können. Daher empfiehlt die STIKO eine Impfung mit einem Tdap-Kombinationsimpfstoff zu Beginn des 3. Trimenons (ab 28 SSW) in jeder Schwangerschaft, da die dadurch gebildeten Antikörper über die Plazenta übertragen werden und dem Schutz des Neugeboren in den ersten Lebensmonaten dienen. Bei erhöhter Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt sollte die Impfung ins 2. Trimenon vorgezogen werden.9

Pertussis_Hospitalisierung

Abbildung 3: ca. jeder 10. Pertussis-Patient >65 Jahre wird hospitalisiert.

Trotz bestehender STIKO-Empfehlung für Erwachsene seit 2009, ist die Impfquote nach wie vor niedrig und liegt bei ca. 44%10,11. Die Häufigkeit von Pertussis bei Erwachsenen wird oft unterschätzt12 und führt nicht nur im Säuglingsalter, sondern auch bei älteren Erwachsenen zu einer erhöhten Pneumonie- und Hospitalisierungsrate (s. Abb. 3).

Neben dem Alter zählen insbesondere auch Grunderkrankungen, wie z.B. Asthma, COPD und Diabetes, zu den Risikofaktoren für schwere Verläufe. 87% der Erwachsenen, die aufgrund einer Pertussis hospitalisiert wurden, hatten mindestens eine Grunderkrankung.13

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Schutz der Säuglinge auf 3 Säulen aufbaut: die maternale Immunisierung, einer Kokonstrategie, sowie der zeitgerechten, STIKO-konformen Grundimmunisierung. Weitere Auffrischimpfungen werden für Vorschulkinder, Jugendliche und Erwachsene empfohlen. Aufgrund der relativ kurzen Schutzwirkung von nur einigen Jahren, werden im internationalen Umfeld z.T. regelmäßige Auffrischungen bei Erwachsenen empfohlen. 

Referenzen

1. Gordon JE, Hood RI. Whooping cough and its epidemiological anomalies. Am J Med Sci. 1951 Sep;222(3):333-61,

2. Wendelboe AM et al. Ped Inf Dis J 2005; 24: 58–62,

3. Versteegh FG et al. Acta Paediatr 2002;91: 95–7,

4. Kretzschmar M, et al. PLoS Med 2010; 7(6): e1000291,

5. RKI - RKI-Ratgeber - Keuchhusten (Pertussis),

6. Rothstein et al. Pediatr Infect Dis J 2005; 24 (5):S44–47,

7. Schmitt-Grohe et al. Clin Inf Dis 1995: 21(4) 860-6,

8. Epid. Bull. 04/2022,

9. RKI - Impfungen A - Z - Schutzimpfung gegen Pertussis: Häufig gestellte Fragen und Antworten,

10. Rieck T et al. Bundesgesundheitsbl 2019 https://doi.org/10.1007/s00103-019-02902-4,

11. RKI Epid. Bull. 30/2009, Epid. Bull. 50/2021,

12. Tan T et al. Pediatr Infect Dis J 2005;24:S10–S18,

13. Mbayei SA et al. Clin Infect Dis 2019;69(2):218-226,

14. Keuchhusten, Sozialministerium.at

Grundlagen Erreger
Grundlagen Impfung