Invasive MenB-Erkrankungen: Selten, aber folgenschwer

Invasive Meningokokken-Erkrankungen (IME) sind selten, verlaufen aber häufig sehr schwer – besonders betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder. Wie frühzeitiges Impfen die Kleinsten schützen kann, erfahren Sie hier.

7. Juli 2025
Lesedauer: 3 Min.
Spritze wird vor einem liegenden Baby gehalten

IME: Rasanter, lebensbedrohlicher Verlauf

Invasive Meningokokken-Erkrankungen (IME) werden von den Bakterien Neisseria meningitidis, auch Meningokokken genannt, ausgelöst. 1 Frühe Symptome sind unspezifisch und ähneln denen von Infekten der oberen Atemwege, was oftmals zu Fehldiagnosen führt. 2 In der Zwischenzeit schreitet die Krankheit schnell voran und kann innerhalb von wenigen Stunden zum Tod führen.3

Bei IME handelt es sich also um akute, potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen, bei der etwa 2/3 der Patientinnen und Patienten eine Meningitis erleiden, etwa 1/3 eine Sepsis.3

Trotz intensivmedizinischer Versorgung versterben etwa 10 % der Betroffenen, gleichzeitig leiden Überlebende häufig ein Leben lang unter den Folgen der Erkrankung, darunter:4

  • Hydrozephalus
  • Hörverlust
  • Epilepsie
  • psychische Störungen
  • chronisches Nierenversagen
  • Amputationen
  • verminderte Lebensqualität
  • Was genau sind Meningokokken?

    Bei den Bakterien Neisseria meningitidis handelt es sich um einen bekapselten gram-negativen Diplococcus, der rein humanpathogen ist und weltweit in 12 Serogruppen auftritt – in Deutschland sind besonders die Serogruppen B, C, W, Y verbreitet.2,5

    Meningokokken siedeln sich im Nasen-Rachen-Raum des Menschen an und werden insbesondere durch Tröpfchen übertragen. Etwa 10 % der Bevölkerung sind asymptomatische Träger.3

     

MenB für viele IME-Fälle verantwortlich

Daten des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2024 zeigen: Die Fallzahlen der IME sind wieder auf das prä-pandemische Niveau gestiegen.6 2024 erkrankten 344 Menschen an Meningokokken im Vergleich zu 253 Fällen im Vorjahr.6

Bereits seit mehreren Jahren sind Meningokokken der Serogruppe B (MenB) die häufigste Ursache für IME in Deutschland:2 Zwischen 2015 und 2019 entfielen 52 % der IME-Fälle auf MenB, im Jahr 2024 waren es immer noch 48 %.6

 

Höchstes Erkrankungsrisiko für Kinder ≤ 2 Jahre

Die RKI-Daten aus 2024 zeigen auch: Die höchste IME-Inzidenz tritt bei Säuglingen im Alter von < 1 Jahr auf (3,25 Fälle pro 100.000 Einwohnern), gefolgt von den Kindern im Alter bis 4 Jahren (s. Abb. 1).6 Somit haben Säuglinge das höchste MenB-Erkrankungsrisiko, gefolgt von Kleinkindern im Alter von 1-4 Jahren.

Im Jahr 2024 waren 75 % der Säuglinge (< 1 Jahr), die an IME litten, mit der Serogruppe B infiziert.6

Grafik Altersverteilung Meningokokken

Abb. 1: Inzidenz der Invasiven Meningokokken-Erkrankungen (IME) in Deutschland 2024. Altersgruppen in Jahren. Einw. = Einwohner, Men = Meningokokken. Modifiziert nach 6.

 

Frühzeitige MenB-Impfung bietet wichtigen Schutz

Seit Januar 2024 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Standardimpfung gegen Meningokokken der Serogruppe B für Säuglinge und Kleinkinder, die in einem 2+1-Schema verabreicht werden soll.4 Da MenB-Erkrankungen bereits in den ersten Lebensmonaten gehäuft auftreten, soll mit der 2+1-Impfserie zum frühestmöglichen Zeitpunkt im 1. Lebensjahr begonnen werden.4 Die Impfungen sollen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten erfolgen und Nachholimpfungen spätestens bis zum 5. Geburtstag verabreicht werden.4

Ziel dieser Impfempfehlung ist die Reduktion der Morbidität invasiver MenB-Erkrankungen und der resultierenden Folgen wie Hospitalisierung, schwere Komplikationen, Behinderung und Tod bei Säuglingen und Kleinkindern.4

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  • IME: Risiko in Deutschland meist unterschätzt

    Trotz des hohen Risikos für Säuglinge und der vorhanden Impfschutzmöglichkeiten, zeigen Daten verschiedener Studien, dass Eltern Wissenslücken zum Thema Meningokokken und Impfungen aufweisen.7,8 In Deutschland unterschätzen Eltern die Schwere der IME: Während 71 % der Eltern in Ländern wie Spanien, Frankreich, Italien oder Griechenland die IME als eine sehr schwerwiegende bis extrem schwerwiegende Erkrankung einschätzen, sind es in Deutschland 42 %.7

    Darüber hinaus sind sich Eltern nicht bewusst, dass verschiedene Impfungen vor verschiedenen Meningokokken-Serogruppen schützen.7,8 Etwa 1/3 der Eltern denken, dass ihr Kind gegen alle Serogruppen geschützt ist, sobald es einen Meningokokken-Impfschutz erhalten hat. 7

    Die Daten zeigen aber auch: Der wichtigste Faktor, damit Eltern sich für die MenB-Impfung entscheiden, ist die persönliche Empfehlung des behandelnden Arztes oder der behandelnden Ärztin – eine gute Aufklärung der Eltern ist daher von hoher Relevanz.7

Referenzen

1. Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber: Meningokokken, invasive Erkrankungen (Neisseria meningitidis). Stand 04.06.2021. URL: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Meningokokken.html [abgerufen am 14.04.2025].

2. Robert Koch-Institut. Faktenblatt zur Meningokokken-Impfung. URL: https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Informationsmaterialien/Faktenblaetter-zum-Impfen/Meningokokken.pdf?__blob=publicationFile&v=6 [abgerufen am 09.04.2025].

3. Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 39/2021. URL: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2012/39_12.pdf?__blob=publicationFile&v=1 [abgerufen am 15.04.2025].

4. Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. STIKO: Standardimpfung von Säuglingen gegen Meningokokken der Serogruppe B. 03/2024. URL: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2024/03_24.pdf?__blob=publicationFile&v=8[abgerufen [abgerufen am 09.04.2025].

5. van Deuren M et al. Update on meningococcal disease with emphasis on pathogenesis and clinical management. Clin Microbiol Rev. 2000;13(1):144-166, table of contents.

6. Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Stand: 02.04.2025. Übermittelte Fallzahlen invasiver Meningokokken-Erkrankungen gemäß Referenzdefinition; Meldepflicht gemäß IfSG.

7. Ipsos. Parent Willingness to Vaccinate – Men B, July 2021; Gesamtzahl der Befragten: 3.416, davon aus Deutschland: 502. Data on File (REF-238750).

8. Ballalai I et al. Understanding barriers to vaccination against invasive meningococcal disease: a survey of the knowledge gap and potential solutions. Expert Review of Vaccines. 2023;22(1):457-467.

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