Herpes zoster
Wann impft man nach durchgemachter Infektion?
Entgegen der Annahme, dass eine überstandene Herpes-zoster-Erkrankung vor weiteren Episoden schützt, sind Rezidive möglich. Beobachtungsdaten zeigen ein Rezidivrisiko von etwa 5–10 % innerhalb von 10 Jahren bei immunkompetenten Personen; das mittlere Intervall bis zum Rezidiv wurde mit ~4,7 Jahren berichtet.1 Bei jüngeren Personen unter 50 Jahren mit Grunderkrankungen oder Immundefizienz wurden höhere Rezidivraten von bis zu ~15 % beobachtet.1 Daher ist eine Impfung gegen Herpes zoster auch nach Erkrankung wichtig und empfohlen.
Egal ob mit oder ohne vorangegangene Herpes-zoster-Erkrankung, besonders wichtig ist die Impfung sowohl für ältere Menschen als auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder mit Grunderkrankungen. Die rekombinante, adjuvantierte Zoster-Vakzine wird von der STIKO seit 2018 für alle Personen ab 60 Jahren als Standardimpfung empfohlen.2 Mit der Überarbeitung der Impfempfehlung im November 2025 wurde die Altersschwelle für die Indikationsimpfung von 50 Jahre auf 18 Jahre gesenkt. Die Indikationsimpfung wird nun empfohlen für Personen ab 18 Jahren mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer angeborenen bzw. erworbenen, insbesondere einer iatrogenen Immundefizienz oder infolge schwerer Ausprägung einer chronischen Grunderkrankung.3 Bei HIV zum Beispiel war dies schon länger Expertenkonsens.4
In ihrer überarbeiteten Empfehlung empfiehlt die STIKO die Impfung nach durchgemachtem Herpes zoster nun ausdrücklich auch aufgrund des Rezidivrisikos. Neu ist auch, dass empfohlen wird, nach durchgemachtem Herpes zoster einen gewissen Abstand zwischen Ausheilung und Impfung einzuhalten. Die STIKO nennt einen Mindestabstand von 6–12 Monaten. Bei hohem Rezidivrisiko kann laut STIKO eine Impfung bereits ab 3 Monaten erwogen werden.3 In einem 2023 erschienen Artikel verschiedener Experten aus dem praktisch orientierten Bereich wurde eine Impfung nach 3–12 Monaten favorisiert.5 Diese Intervalle beruhen primär auf Expertenmeinung nicht auf einer robusten Studienlage.3,5 Dennoch kommen die STIKO-Empfehlung und die etwas ältere Expertenmeinung auf praktisch den gleichen Zeitrahmen.
Patient*innen sind direkt nach einer Zoster-Episode oft hoch motiviert für eine Impfung gegen die Erkrankung. Nach einer gewissen Zeit aber rückt das Bewusstsein für die Erkrankung und damit auch für die Impfung wieder in den Hintergrund. Dies spricht nach Meinung von Experten, die den Fokus nicht nur auf den minimalen Abstand, sondern auch auf eine möglichst hohe Inanspruchnahme durch die Patient*innen gelegt hatten, dafür, die Impfung auch wirklich im ersten Jahr durchzuführen.5
Wenn man das Standpunktpapier von Leischker et al. in Zusammenschau mit der aktualisierten STIKO-Empfehlung betrachtet, ergeben sich folgende Aussagen für die Umsetzung in der Praxis:
- Nach überstandener Herpes-zoster-Erkrankung soll eine Impfung mit zwei Impfdosen des rekombinanten Herpes-zoster-Impfstoffs erfolgen (Abstand zwischen erster und zweiter Impfdosis 2-6 Monate).3,5
- Bevorzugter Zeitraum für die Impfung: 6 bis 12 Monaten nach der Erkrankung; bei hohem Rezidivrisiko kann eine Impfung nach 3 Monate in Betracht gezogen werden.3,5
- Die Impfung kann gleichzeitig mit anderen Impfungen, wie zum Beispiel den Impfungen gegen RSV (adjuvantiert, rekombinant), Influenza (nicht adjuvantiert, inaktiviert), Tetanus/Diphtherie/Pertussis (Tdap) oder COVID-19 (mRNA), durchgeführt werden.3,5
- Wenn die Impfung (mit 2 Dosen im Abstand von 2-6 Monaten) nicht innerhalb des ersten Jahres nach der Erkrankung durchgeführt wurde, sollte sie zum frühestmöglichen Zeitpunkt nachgeholt werden.5
- Der Impfzeitpunkt sollte besonders bei immunsupprimierten Patient*innen individuell abgestimmt werden (z.B. Transplantatempfänger*innen, onkologische Patient*innen, Menschen mit Autoimmunerkrankungen). Detaillierte Hinweise finden sich in der überarbeiteten STIKO-Empfehlung.3
Referenzen
1. Batram et al. Dermatol Ther (Heidelb). 2021 Jun;11(3):1009-1026. doi: 10.1007/s13555-021-00535-7.
2. Epid Bull 2018;50:541 – 567 | DOI 10.17886/EpiBull-2017-059.2
3. Epid Bull 2025;45:3-27 | DOI 10.25646/13540
4. Ehl et al., Bundesgesundheitsblatt 2018 · 61:1034–1051 https://doi.org/10.1007/s00103-018-2761-8
5. Leischker et al., Impfung nach durchgemachter Infektion, doctors|today, 2023; 3 (1) Seiten 30-33
Bildquelle: Shutterstock 426873979
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