Praxiskühlschrank: Hohe Schäden durch Ausfälle vermeiden
So lagern Sie Impfstoffe richtig.
Magdeburg im März 2014: Der Kühlschrank einer kinderärztlichen Praxis wird aufgrund eines technischen Fehlers zum Gefrierschrank. Die darin gelagerten Impfstoffe im Wert von gut 24.000 € müssen vernichtet werden. Nachdem der Ersatz zulasten der Krankenversicherung geordert wurde, setzt die Prüfstelle einen Regress fest. Widerspruch, Klage und Sprungrevision scheitern, denn: Risiko und Verantwortung der Lagerung liegen bei den Praxen. Das sagt die STIKO zur Impfstoff-Lagerung.
Erfüllt Ihr Praxiskühlschrank folgende Lagerungsempfehlungen der STIKO?1
- Impfstoffe sind empfindliche biologische Produkte und müssen vor allem vor Erwärmung und Licht geschützt werden.
- Alle Impfstoffe sollen in der Originalverpackung in einem separaten Kühlschrank bei +2°C bis +8°C gelagert werden.
- Die Impfstoffe sollten auf keinen Fall Kontakt zur Außenwand des Kühlschranks haben und nicht in der Kühlschranktür gelagert werden.
- Besonders geeignet sind Spezialkühlschränke, es können aber auch Haushaltskühlschränke ohne Eisfach genutzt werden.
- Der Kühlschrank sollte ausschließlich zum Kühlen von Impfstoffen und anderen Arzneistoffen verwendet werden.
- Die Lagertemperatur sollte regelmäßig – am besten morgens und abends, aber mindestens 1-mal täglich – überprüft werden. Zur Erfassung eignen sich ein Thermometer, das die Minimal- und Maximaltemperatur anzeigt, oder ein Thermometer-Datenlogger, der die Temperatur fortlaufend misst.
- Das Thermometer sollte in der Mitte des Kühlschranks platziert werden.
- Die Ergebnisse der Kontrolle sollten dokumentiert werden.
- Impfstoffe, die versehentlich falsch gelagert oder eingefroren wurden, müssen verworfen werden. Durch das Einfrieren können Haarrisse in den Ampullen entstehen und der Impfstoff kann unsteril werden. Angefrorene oder tiefgefrorene Adsorbatimpfstoffe sind schlechter verträglich und können zu eitrigen Entzündungen oder Spritzenabszessen führen.
- Besonders empfindlich sind Lebendimpfstoffe (MMR, Varizellen, LAIV, Rotavirus, Gelbfieber), die vermehrungsfähige Viren enthalten. Bei diesen Impfstoffen muss eine lückenlose Kühlkette eingehalten werden.
Sollten Sie einen Defekt an Ihrem Praxiskühlschrank feststellen, sollten Sie den Impfstoff kennzeichnen und so schnell wie möglich wieder kühl lagern. Es lohnt sich immer der Blick in die Fachinformation und auch der Anruf beim Hersteller. Unter Umständen kann der Impfstoff noch verwendet werden. Dokumentieren Sie auf jeden Fall immer den Stand des Min. – Max. Thermometers direkt nach Bemerken des Kühlschrankdefekts.
Ernüchternde Praxisrealität
Eine Studie untersuchte das Impfkühlschrankmanagement im praktischen Alltag. Die Basis bildete eine Onlinebefragung, an der 278 Ärzte teilgenommen hatten. Die Ärzte wurden dabei zu mehreren Punkten befragt:2
• Zuständigkeiten für Impfstoffauswahl, Bestellung und Kontrolle des Impfbestandes
• Kriterien für die Impfstoffauswahl, -beschaffung und -bevorratung
• Ordnungssystem im Impfkühlschrank sowie die Verwendung von Ordnungshilfen
• Regelmäßige Impfstoffkühlschrank- und Temperaturkontrolle
Weniger als die Hälfte der Befragten (42 %) hatte ein umfassendes Kühlschrankmanagement in ihrer Praxis etabliert. Insbesondere die schriftliche Temperaturdokumentation führte nur jede zweite Praxis durch. Besser stand es um die Lagerungskriterien: 80 % nutzten einen separaten Kühlschrank, 95 % lagerten die Impfstoffe in der Originalverpackung und 70 % konnten ein Ordnungssystem in ihrem Kühlschrank vorweisen.2
Insgesamt gaben 30 % der Befragten an, dass schon einmal ein falscher Impfstoff verimpft wurde, weshalb neben einem Ordnungssystem auch die praxisinternen Zuständigkeiten von Bedeutung sind.2
Für die Impfstoffbeschaffung sowie für die Lagerungs- und Haltbarkeitskontrolle sollten Sie die Zuständigkeiten und Vertretungen in Ihrer Praxis genau definieren. Vermeiden Sie Impffehler, beziehen Sie Ihr Praxispersonal mit ein.2
Referenzen
1. Epidemiologisches Bulletin 4/2022. 27. Januar 2022.
2. Thielmann et al. Gesundheitswesen 2017; 79: 279-285. Impfkühlschrank- und Impfstoffmanagement in Hausarztpraxen: Eine repräsentative, Web-basierte Umfrage unter Hausärzten (Keep Cool I). https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0035-1549907