Impfen bei chronischen Atemwegserkrankungen
Welche Impfungen für Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen empfohlen werden

Atemwegsinfekte können bei Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen maßgeblich zu einer Verschlechterung der chronischen Grunderkrankungen beitragen. So zeigen Untersuchungen, dass eine Infektion mit RSV für 7,2% der Hospitalisierungen bei Asthma Patienten älter als 65 Jahre verantwortlich gewesen ist1.
Auch bei akuten COPD-Exazerbationen gibt es eine hohe Prävalenz an Atemwegsviren. Besonders häufig nachgewiesen wurden Rhinoviren, Influenza-Viren und RSV2. Diese Virusinfektionen führen bei einer bestehenden COPD zu einer längeren Hospitalisierung, zu einer beschleunigten Abnahme der Lungenfunktion und zu einer erhöhten Hypoxämie im Vergleich zu nicht infektiösen Exazerbationen3. Nicht nur virale Infektionen, sondern auch durch Bakterien ausgelöste Infektionen sind mit schwerwiegenden Folgen verbunden. Eine durch eine Pneumokokken-Infektion verursachte Pneumonie (Lungenentzündung) bei älteren Erwachsenen ist mit einer verringerten Lebenserwartung in einem Zeitraum von bis zu 10 Jahren nach der Pneumonie verbunden4. Auch das Risiko für weitere Infektionskrankheiten, welche nicht direkt die Lunge betreffen, ist bei Personen mit chronischen Grunderkrankungen erhöht. Untersuchungen ergaben, dass Asthmatiker und COPD-Patienten im Vergleich zu gesunden Patienten ein signifikant erhöhtes Risiko für einen Herpes zoster haben 5,6.
Daher ist es wichtig, dass Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen neben den von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen auch über einen ausreichend Schutz gegenüber COVID-19, Influenza, Pneumokokken, Herpes zoster und RSV verfügen.
COVID-19: Aktuelle Empfehlungen zur Impfung
Personen mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane (z.B. COPD) sollten ab einem Alter von 6 Monaten über die sogenannte Basisimmunität verfügen. Erreicht wird diese Basisimmunität durch mindestens 3 SARS-CoV-2-Antigenkontakten (Impfung oder Infektion). Mindestens einer dieser drei Kontakte sollte durch eine COVID-Impfung erfolgt sein. Darüber hinaus besteht die Empfehlung zu jährlicher Auffrischimpfung im Herbst. Auch Familienangehörige und enge Kontaktpersonen sollten über eine Basisimmunität verfügen sowie eine jährliche Auffrischimpfung im Herbst erhalten7.
Influenza: Aktuelle Empfehlungen zur Impfung
Alle Personen älter als 6 Monate mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane sollten einmal jährlich im Herbst gegen Influenza geimpft werden. Für Kinder und Jugendliche im Alter von 2-17 Jahren besteht alternativ die Möglichkeit, sich mit dem attenuierten Influenza-Lebendimpfstoff (LAIV, Nasenspray) impfen zu lassen. Für Personen ab 60 Jahren ist der Hochdosis-Impfstoff empfohlen8. Die STIKO merkt an, dass die Empfehlung der WHO trivalente inaktivierte Influenza Impfstoffe zu verwenden, erst in der Saison 2025/2026 umgesetzt werden kann9. Der attenuierte Influenza-Lebendimpfstoff sollte bei den Kindern und Jugendliche hingegen schon trivalent in der kommenden Saison 2024/2025 eingesetzt werden9.
Pneumokokken: Aktuelle Empfehlungen zur Impfung
Die Pneumokokken-Impfung sollte für Kinder und Jugendliche im Alter von 2-18 Jahren mit chronischen Erkrankungen der Atemwege mit einer sequenziellen Impfung erfolgen. Zunächst wird mit PCV13 oder PCV15 geimpft, dann erfolgt im Abstand von 6-12 Monaten die Impfung mit PPSV239. Die STIKO ist explizit bei der Empfehlung bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Atemwegserkrankungen bei der sequenziellen Impfung geblieben, da auf Grund der aktuellen Datenlage noch keine abschließende Entscheidung zu Gunsten des PCV20 getroffen werden konnte9. Für Personen ab 18 Jahren mit chronischen Atemwegserkrankungen wird seit September 2023 die einmalige Impfung mit PCV20 empfohlen. Sollten vorab Impfungen mit PPSV23 durchgeführt worden sein, so ist in der Regel ein Abstand von 6 Jahren zur letzten Impfung einzuhalten. Bei schwerer Immundefizienz oder eine vorangegangenen Impfung mit PCV13/PCV15 sollte bereits nach einem Jahr mit PCV20 geimpft werden10.
Herpes zoster: Aktuelle Empfehlungen zur Impfung
Die Impfung gegen Herpes zoster ist von der STIKO für Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Die Impfung besteht aus zwei Dosen im Abstand von 2-6 Monaten7.
RSV: Neue Möglichkeiten zu Prävention durch Impfungen
Seit August 2024 empfiehlt die STIKO die Standard- und Indikationsimpfung gegen RSV im Erwachsenenalter. Standardmäßig gegen RSV geimpft werden sollen demnach alle Personen ab 75 Jahren. Darüber hinaus sollten alle Personen ab 60 Jahren mit schweren Ausprägungen von Grunderkrankungen u.a. der Atemwege, einmalig mit einem proteinbasierten RSV-Impfstoff oder mRNA-RSV-Impfstoff geimpft werden11. Die STIKO empfiehlt, die RSV-Impfung spätestens im Spätsommer/Herbst vor der RSV-Saison durchzuführen. Die RSV-Impfung kann grundsätzlich auch außerhalb der Saison verabreicht werden. Da RSV-Infektionen vereinzelt auch außerhalb der Saison auftreten können, sollte insbesondere bei Risikopatienten eine zeitnahe Impfung in Betracht gezogen werden. Die RSV-Impfung kann zusammen mit der saisonalen Influenza-Impfung verabreicht werden.
Zu den Grunderkrankungen mit schweren Ausprägungen zählt die STIKO darüber hinaus chronische Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen, hämato-onkologische Erkrankungen, Diabetes mellitus (mit Komplikationen), chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen oder eine schwere angeborene oder erworbene Immundefizienz. Außerdem sollten alle Personen ab dem 60 einmalig gegen RSV geimpft werden, welche in Pflegeeinrichtungen leben12.
Referenzen
1. Westerly PJ. Respiratory syncytial virus infections in the adult asthmatic--mechanisms of host susceptibility and viral subversion. Immunol Allergy Clin North Am. 2010;30(4):523-539.
2. Zwaans M, van Winden, Rohde. The relevance of respiratory viral infections in the exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease—a systematic review. J. Clin. Virol. 2014;61(2):181-188.
3. Papi A, Ison MG, Langley JM, et al. Respiratory Syncytial Virus Prefusion F Protein Vaccine in Older Adults. N Engl J Med. Feb 16 2023;388(7):595-608.
4. Sanvall R, Musher. Long-term Survival Following Pneumococcal Pneumonia. Clinical Infectious Diseases. 2013;56:1145-1146.
5. Batram W, Schwarz, Hain, Ultsch, Steinmann, Bhavasar, Wutzler, Criee, Heman, Wahle, Füchtenbusch, Greiner. Burden of Herpes Zoster in Adult Patients with Underlying Conditions: Analysis of German Claims Data, 2007–2018. Dermatology and Therapy. 2021;11:1009-1026.
6. Yang C, Wang, Wang, Lin Risk of herpes zoster among patients with chronic obstructive pulmonary disease: a population-based study. CMAJ. 2011;183(5):E275-280.
7. Robert-Koch-Institut. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung in den allgemeinen Empfehlungen der STIKO 2024. Epidemiologisches Bulletin. 2024;2.
8. Robert-Koch-Institut. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch Institut 2024. Epidemiologische Bulletin. 2024;4.
9. Robert-Koch-Institut. STIKO: Stellungnahme zur PCV20-Anwendung; Beschluss zum Wechsel von quadri zu trivalenten Influenzaimpfstoffen. Epidemiologische Bulletin. 2024;31.
10. Robert-Koch-Institut. Aktualisierung der Empfehlungen der STIKO zur Standardimpfung von Personen ≥ 60 Jahre sowie zur Indikationsimpfung von Risikogruppen gegen Pneumokokken und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung. Epidemiologische Bulletin. 2023;39.
11. Robert-Koch-Institut. STIKO: Ausweitung der Standard- und Indikationsimpfung des Erwachsenenalters gegen RSV um einen mRNA-Impfstoff. Epidemiologisches Bulletin. 2025;15.
12. Institut RK. STIKO: 1-malige RSV-Impfung für alle ≥ 75-Jährigen sowie Indikationsimpfung für 60- bis 74 -Jährige mit Risikofaktoren. Epidemiologische Bulletin. 2024;32.
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