Impfen bei chronischen Atemwegserkrankungen

Welche Impfungen für Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen empfohlen werden

30. Januar 2024
Lesedauer: 2 Min.
Frau ist wandern und nutzt ein Asthmaspray

Atemwegsinfekte können bei Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen maßgeblich zu einer Verschlechterung der chronischen Grunderkrankungen beitragen. So zeigen Untersuchungen, dass eine Infektion mit RSV für 7,2% der Hospitalisierungen bei Asthma Patienten älter als 65 Jahre verantwortlich gewesen ist1

Auch bei akuten COPD-Exazerbationen gibt es eine hohe Prävalenz an Atemwegsviren. Besonders häufig nachgewiesen wurden Rhinoviren, Influenza-Viren und RSV2. Diese Virusinfektionen führen bei einer bestehenden COPD zu einer längeren Hospitalisierung, zu einer beschleunigten Abnahme der Lungenfunktion und zu einer erhöhten Hypoxämie im Vergleich zu nicht infektiösen Exazerbationen3. Nicht nur virale Infektionen, sondern auch durch Bakterien ausgelöste Infektionen sind mit schwerwiegenden Folgen verbunden. Eine durch eine Pneumokokken-Infektion verursachte Pneumonie (Lungenentzündung) bei älteren Erwachsenen ist mit einer verringerten Lebenserwartung in einem Zeitraum von bis zu 10 Jahren nach der Pneumonie verbunden4. Auch das Risiko für weitere Infektionskrankheiten, welche nicht direkt die Lunge betreffen, ist bei Personen mit chronischen Grunderkrankungen erhöht. Untersuchungen ergaben, dass Asthmatiker und COPD Patienten im Vergleich zu gesunden Patienten ein signifikant erhöhtes Risiko für einen Herpes zoster haben 5,6.

Daher ist es wichtig, dass Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen neben den von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen auch über einen ausreichend Schutz gegenüber COVID-19, Influenza, Pneumokokken, Herpes zoster und RSV verfügen.
 

COVID-19: Aktuelle Empfehlungen zur Impfung

Personen mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane (z.B. COPD) sollten ab einem Alter von 6 Monaten über die sogenannte Basisimmunität verfügen. Erreicht wird diese Basisimmunität durch mindestens 3 SARS-CoV-2-Antigenkontakten (Impfung oder Infektion). Mindestens einer dieser drei Kontakte sollte durch eine COVID-Impfung erfolgt sein. Darüber hinaus besteht die Empfehlung zu jährlicher Auffrischimpfung im Herbst. Auch Familienangehörige und enge Kontaktpersonen sollten über eine Basisimmunität verfügen sowie eine jährliche Auffrischimpfung im Herbst erhalten7.  


Influenza: Aktuelle Empfehlungen zur Impfung

Alle Personen älter als 6 Monate mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane sollten einmal jährlich im Herbst gegen Influenza geimpft werden. Für Kinder und Jugendliche im Alter von 2-17 Jahren besteht alternativ die Möglichkeit, sich mit dem attenuierten Influenza-Lebendimpfstoff (LAIV, Nasenspray) impfen zu lassen. Für Personen ab 60 Jahren ist der Hochdosis-Impfstoff empfohlen8


Pneumokokken: Aktuelle Empfehlungen zur Impfung

Die Pneumokokken-Impfung sollte für Kinder und Jugendliche im Alter von 2-18 Jahren mit chronischen Erkrankungen der Atemwege mit einer sequenziellen Impfung erfolgen. Zunächst wird mit PCV13 oder PCV15 geimpft, dann erfolgt im Abstand von 6-12 Monaten die Impfung mit PPSV23. Für Personen ab 18 Jahren wird seit September 2023 die einmalige Impfung mit PCV20 empfohlen. Sollten vorab Impfungen mit PCV13 und/oder PPSV23 durchgeführt worden sein, so ist ein Abstand von 6 Jahren zur letzten Impfung einzuhalten9


Herpes zoster: Aktuelle Empfehlungen zur Impfung

Die Impfung gegen Herpes zoster ist von der STIKO für Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Die Impfung besteht aus zwei Dosen im Abstand von 2-6 Monaten7.


RSV: Neue Möglichkeiten zu Prävention durch Impfungen

Generell besteht nun für alle Personen ab dem 60. Lebensjahr die Möglichkeit, sich gegen die Infektion mit RSV durch eine Impfung zu schützen. Außerdem bietet ein Impfstoff die Option Schwangere zu impfen, um die Babys in den ersten Lebenswochen vor schweren RSV-Infektionen zu schützen. Insbesondere Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für eine RSV-Infektion mit schwerem Verlauf. Die Impfung erfolgt idealerweise zum Herbst/ Winter hin. Aktuell besteht keine Empfehlung der STIKO, sodass eine mögliche Kostenübernahme der Impfung im Vorfeld mit der entsprechenden Krankenkasse abgeklärt werden sollte10.

Referenzen

1. Westerly PJ. Respiratory syncytial virus infections in the adult asthmatic--mechanisms of host susceptibility and viral subversion. Immunol Allergy Clin North Am. 2010;30(4):523-539.

2. Zwaans M, van Winden, Rohde. The relevance of respiratory viral infections in the exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease—a systematic review. J. Clin. Virol. 2014;61(2):181-188.

3. Papi A, Ison MG, Langley JM, et al. Respiratory Syncytial Virus Prefusion F Protein Vaccine in Older Adults. N Engl J Med. Feb 16 2023;388(7):595-608.

4. Sanvall R, Musher. Long-term Survival Following Pneumococcal Pneumonia. Clinical Infectious Diseases. 2013;56:1145-1146.

5. Batram W, Schwarz, Hain, Ultsch, Steinmann, Bhavasar, Wutzler, Criee, Heman, Wahle, Füchtenbusch, Greiner. Burden of Herpes Zoster in Adult Patients with Underlying Conditions: Analysis of German Claims Data, 2007–2018. Dermatology and Therapy. 2021;11:1009-1026.

6. Yang C, Wang, Wang, Lin Risk of herpes zoster among patients with chronic obstructive pulmonary disease: a population-based study. CMAJ. 2011;183(5):E275-280.

7. Robert-Koch-Institut. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung in den allgemeinen Empfehlungen der STIKO 2024. Epidemiologisches Bulletin. 2024;2.

8. Robert-Koch-Institut. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch Institut 2024. Epidemiologische Bulletin. 2024;4.

9. Robert-Koch-Institut. Aktualisierung der Empfehlungen der STIKO zur Standardimpfung von Personen ≥ 60 Jahre sowie zur Indikationsimpfung von Risikogruppen gegen Pneumokokken und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung. Epidemiologische Bulletin. 2023;39.

10. Robert-Koch-Institut. RKI-Ratgeber RSV-Infektionen. Epidemiologische Bulletin. 2024;1.

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