Hepatitis: Betroffeneninterview
Mein Name ist Sabine Schutzbach und ich habe mich im Ausland mit Hepatitis A angesteckt. Ich war beruflich für zwei Jahre in Indien und eigentlich waren mir die Übertragungswege der Hepatitis A bewusst und ich traf auch immer die entsprechenden Vorsorgemaßnahmen, um mich zu schützen. Mit der Zeit hatte ich diese auch schon wie automatisiert. Trotzdem gab es eine Situation, in der ich nur einmal nicht vorsichtig war und mich mit Hepatitis A angesteckt hatte.
Was ist die Hepatitis? Die Hepatitis ist eine Entzündung der Leber. Es gibt verschiedene Ursachen, meistens sind es Erreger. Unter diesen Erregern sind es insbesondere die Viren, die zu einer Hepatitis führen können. Es gibt verschiedene virale Hepatitiden, das ist der Plural einer Leberentzündung und diese werden nach Buchstaben benannt: A, B, C, D, E, wobei die Hepatitis A die weltweit häufigste Form einer viralen Hepatitis ist. Sie kommt überall auf der Welt vor, aber in Ländern, wo die Hygiene mangelhaft oder sehr schlecht ist, das heißt insbesondere in Ländern der Dritten Welt, aber auch in Ländern, die letztendlich Deutschland sehr nahe sind. Vor allem in Mittelmeergegenden oder in Osteuropa ist die Hepatitis A viel, viel häufiger als in Deutschland. Das hängt von der Hygiene ab.
Leider wurde ich in meinem Hotel überfallen und ich musste für neue Papiere in die Botschaft. Es war ein sehr heißer Tag, ich musste lange warten und der Durst war groß. Schließlich kam ein Junge und hat mir eine Flasche Wasser angeboten, die ich auch direkt austrank. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass die Flasche wohl selbst befüllt und nicht mehr originalverschlossen war. Es war dann schon zu spät und ich dachte mir nur: „Das wird wohl schon gut gehen.“
Bei Hepatitis A, die eben auch eine Form der viralen Leberentzündung darstellt, werden die Viren insbesondere durch sogenannte fäkal-orale Transmissionen oder Schmierinfektionen übertragen. Das heißt, Menschen, die infiziert sind, scheiden es mit dem Stuhl aus. Diese Viren können dann in Wasser beziehungsweise auch in Lebensmitteln, die z. B. gedüngt werden, landen und man nimmt sie über Essen und Trinken auf. Das heißt, der Übertragungsmodus ist ein sehr, sehr einfacher. Und da jeder Mensch trinkt und isst, ist natürlich jeder dieser Gefahr ausgesetzt, insbesondere dann, wenn er sich in Ländern mit einem niedrigeren Hygienestandard aufhält.
Nach ungefähr zwei Wochen wurde mir auf einer Busreise plötzlich übel, ich musste mich übergeben. Mit der Zeit ging es mir immer schlechter und – auch in Verbindung mit der Hitze – bin ich fast zusammengebrochen. Ich kam daraufhin in ein sehr einfaches indisches Krankenhaus. Zunächst dachte ich, ich hätte mir einfach nur den Magen verdorben. Ich lag dort eine gute Woche mit Übelkeit und starken Bauchschmerzen. Letztendlich ging es mir so schlecht, dass ich kaum mehr aufstehen konnte.
Bei Hepatitis A ist sehr wichtig zu wissen, dass es eine Inkubationszeit gibt. Die Inkubationszeit ist die Zeit von der Infektion einerseits und dem Beginn des Beschwerdebilds andererseits. Die ist bei Hepatitis A ungefähr bei 30 Tagen. Wobei das Beschwerdebild auch deutlich früher oder später eintreten kann. Also kann es unterschiedlich sein. Unterschiedlich ist auch das Beschwerdebild nach einer Infektion. Bei kleinen Kindern verläuft es in der Regel asymptomatisch. Sie werden vielleicht ein bisschen gelb, was man meistens an gelben Augen sieht und an der gelben Haut. Sie haben aber letztendlich keine Beschwerden. Im höheren Alter kann die Hepatitis A fulminant verlaufen, mit einem schwersten Krankheitsbild und kann im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen. Und das Schwierige ist das Erkennen einer Hepatitis-A-Infektion, weil das Beschwerdebild unspezifisch ist. Es geht einher mit starker Müdigkeit, Übelkeit, Bauchbeschwerden; wobei diese Bauchbeschwerden nicht immer dort sein müssen, wo man sie erwartet, nämlich im rechten Oberbauch, wo sich die Leber befindet. Es ergibt sich eher ein allgemeines Beschwerdebild. Deswegen ist es für Kliniker allein durch das Beschwerdebild häufig schwer herauszubekommen, ob es sich um eine Hepatitis-A-Infektion handelt oder nicht.
Zurück in Deutschland wurde bei einer Blutuntersuchung zufällig festgestellt, dass ich eine Hepatitis-A-Infektion durchgemacht hatte. Folgeschäden hatte ich zum Glück keine, aber ich weiß noch, dass ich auch nach Abklingen der akuten Symptome lange keine Lust auf Alkohol oder fettige Speisen hatte. Alles wohl auch eine Folge der Leberentzündung. Generell war ich danach wesentlich sensibilisierter und vor meiner nächsten Reise habe ich mich auch gegen Hepatitis B impfen lassen.
Da jeder isst und trinkt auf Reisen, ist es eigentlich kaum möglich, sich vor einer Hepatitis-A-Infektion wirklich zu schützen. Demzufolge ist die Impfung umso wichtiger. Eine Impfung gegen Hepatitis A kann auch kurz vor Reisen noch verabreicht werden. Es reicht, je nachdem welcher Impfstoff verwendet wird, bei einer Einzelimpfung eine einzelne Hepatitis-A-Impfung vor der Reise. Wobei der Langzeitschutz erst mit der zweiten Impfung erreicht wird, die auch nach der Reise nach ungefähr 6 oder 12 Monaten verabreicht werden kann. Die Hepatitis B wird meistens über sexuelle oder Intimkontakte im Allgemeinen übertragen. Umso wichtiger ist die Hepatitis-B-Impfung nicht nur als Reiseimpfung, sondern auch als Standardimpfung für den Aufenthalt in Deutschland.
NP-DE-TVX-VID-210013, Jan22