Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV)
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein weltweit verbreiteter Erreger von akuten Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Lebensalter. RSV ist ein einzelsträngiges, negativ orientiertes, unsegmentiertes RNA-Virus. Es gibt zwei Gruppen von RSV, A und B, die sich in der Antigenstruktur des G-Proteins unterscheiden, sich jedoch ein stark konserviertes F-Protein teilen.
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Bereits wenige Jahre nach der Entdeckung von RSV kam es zu ersten Versuchen, einen Impfstoff gegen RSV zu entwickeln - allerdings mit fatalen Folgen in der klinischen Prüfung und daher ohne Erfolg. Diese Rückschläge bei der Impfstoffentwicklung führten in den Folgejahren dazu, dass die Impfstoffforschung weitgehend bis etwa 2013 eingestellt wurde. Seit 2013 wurde intensiv und zuletzt auch erfolgreich nach einer Impfung gegen RSV geforscht.
Im Jahr 2023 wurden in der Europäischen Union erstmals zwei RSV-Impfstoffe durch die Europäische Zulassungsbehörde zugelassen. Der RSV-Impfstoff (rekombinant, adjuvantiert) ist zum Schutz vor RSV bei Personen ab 60 Jahren zugelassen. Der RSV-Impfstoff (bivalent, rekombinant) ist ebenfalls für eine Anwendung bei Personen ab 60 Jahren und zusätzlich für Schwangere zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche zugelassen. Beide Impfstoffe sind seit der Saison 2023/24 verfügbar. Seit Ende Mai 2024 ist durch die FDA (U. S. Food and Drug Administration) in den USA zudem ein mRNA-basierter RSV-Impfstoff für Personen ab 60 Jahren zugelassen.
Zur passiven Immunisierung stehen für pädiatrische Risikopatienten zwei gegen das F-Protein des RS-Virus gerichtete monoklonale Antikörper (Palivizumab und Nirsevimab) zur Verfügung.
Seit Juni 2024 empfiehlt die STIKO allen Neugeborenen und Säuglingen eine passive Immunprophylaxe gegen RSV vor bzw. in ihrer ersten RSV-Saison mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab.
Seit August 2024 empfiehlt die STIKO die RSV-Impfung bei Erwachsenen mit einem proteinbasierten RSV-Impfstoff – möglichst vor der RSV-Saison.
Standardimpfung:
Die STIKO empfiehlt allen Personen im Alter von ≥75 Jahren eine 1-malige Impfung gegen RSV.
Indikationsimpfung:
Die STIKO empfiehlt allen Personen im Alter von 60 bis 74 Jahren mit einer schweren Grunderkrankung oder die in einer Einrichtung der Pflege leben und somit ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren RSV-Krankheitsverlauf haben eine 1-malige Impfung gegen RSV.
Folgende Grunderkrankungen können bei schwerer Ausprägung eine Indikation zur Impfung in der Alterklasse 60 bis 74 Jahre darstellen:
- Chronische Erkrankungen der Atmungsorgane
- Chronische Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen
- Chronische neurologische & neuromuskuläre Erkrankungen
- Hämato-onkologische Erkrankungen
- Diabetes mellitus (mit Komplikationen)
- Schwere angeborene oder erworbene Immundefizienz
Passive Immunprophylaxe (Nirsevimab)
Einmalige intramuskuläre (i.m.) Injektion in den anterolateralen Oberschenkel. Säuglinge, die zwischen April und September geboren sind, sollen Nirsevimab möglichst im Herbst vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison erhalten. Neugeborene, die während der RSV-Saison geboren werden, sollen Nirsevimab möglichst rasch nach der Geburt, zwischen dem 3. und 10. Lebenstag erhalten.
RSV-Impfung (Proteinbasierter RSV-Impfstoff)
Beide Impfstoffe werden als Einzeldosis zu 0,5 ml verabreicht (i.m. Injektion in den Musculus deltoideus).
Bei der RSV-Impfung handelt es sich um einer einmalige Impfung. Für einen optimalen Schutz sollte die Impfung vor der RSV-Saison im Spätsommer/Herbst durchgeführt werden.
Die RSV-Impfung kann zeitgleich mit der saisonalen Influenza-Impfung erfolgen.
Die bei den Studienteilnehmern im Alter von 60 Jahren und älter sowie schwangeren Frauen zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Ermüdung, Myalgie und Arthralgie. Diese Nebenwirkungen waren in der Regel von leichtem bis moderatem Schweregrad und gingen innerhalb weniger Tage (2-3 Tage) nach der Impfung vollständig zurück.
Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder sonstige Bestandteile der Impfstoffe.
1. Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber RSV-Infektionen (Epid Bull 2024;1:3-11 | DOI 10.25646/11880.2)
2. Fachinformation: Respiratorischer Synzytial-Virus (RSV)-Impfstoff (rekombinant, adjuvantiert)
3. Fachinformation: Respiratorischer Synzytial-Virus (RSV)-Impfstoff (bivalent, rekombinant)
4. Robert Koch-Institut: Epid Bull 2024;32 (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/32_24.pdf?__blob=publicationFile)
Impfalter
Personen ab 60 Jahre
Schwangere Frauen zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche
Impfschutz-Dauer
Studien zur Analyse der Schutzdauer der RSV-Impfung laufen - bisher konnte eine hohe Schutzwirkung über mind. 2 RSV-Saisons (mind. 18 Monate) beobachtet werden.
Auf Basis der aktuellen Datenlage kann noch keine Aussage zur Notwendigkeit von Wiederholungsimpfungen getroffen werden.
Impfschutz-Symptome
Die Impfstoffwirksamkeit gegen schwere durch RSV verursachte, ärztlich behandelte Erkrankungen der unteren Atemwege liegt bei 70-80%.