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Impfung gegen Rotaviren

Rotaviren sind der weltweit bedeutendste Erreger von viralen Gastroenteritiden im Kindesalter. Die Übertragung der Erreger erfolgt in erster Linie durch Kontaktinfektion, evtl. auch durch Tröpfcheninfektion, von Mensch zu Mensch.

 

 

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Impfung gegen Rotaviren

Kurzbeschreibung / Geschichte der Impfung

Unter den verschiedenen Ansätzen einer Impfstoffentwicklung war die in den USA entwickelte Rhesus/Humane Reassortanten-Vakzine zunächst am erfolgreichsten. Die Impfung war in der Lage, etwa 80 % aller Rotavirus-Enteritiden und 95 % der schweren Verlaufsformen zu verhindern. Bei der Anwendung von etwa 1,5 Millionen Dosen des Impfstoffs ab 1998 in den USA wurde bei geimpften Säuglingen ein ca. dreifach erhöhtes Risiko für Invaginationen (teleskopartige Einstülpung von terminalen Dünndarmabschnitten in das Colon mit nachfolgender Darmobstruktion) im Vergleich zu nicht geimpften Säuglingen beobachtet. Der Impfstoff wurde daraufhin vom Markt genommen.


Zwei neu entwickelte Rotavirus-Impfstoffe wurden seitdem entwickelt und zugelassen:


- Ein monovalenter Lebendimpfstoff.
- Ein pentavalenter Boviner/Humaner Reassortanten-Lebendimpfstoff

Impfalter

Erstimpfung ab dem Alter von 6 Wochen

Impfschutz-Dauer

2-3 Jahre 

Impfschutz-Symptome

Die Wirksamkeit von bis zu ca. 85 % gegen alle Rotavirusinfektionen sowie von bis zu 100 % gegen schwere Infektionen ist nachgewiesen.

STIKO Empfehlung

STIKO-Empfehlung

Die Rotavirusimpfung ist in Österreich seit 2006 und in Deutschland seit 2013 für junge Säuglinge allgemein empfohlen.
In einer gemeinsamen Stellungnahme empfehlen die Ständige Impfkommission (STIKO), die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ) und die Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin e.V. (GNPI) die zeitgerechte Rotavirusimpfung auch für hospitalisierte Frühgeborene und andere Reifgeborene, aber stationär versorgte Säuglinge entsprechend ihrem chronologischen Alter (www.dakj.de). 
Wegen der passageren Impfvirusausscheidung ist die Einhaltung der Standardhygienemaßnahmen bei der Betreuung der geimpften Kinder zu beachten.

Impfschema

Impfschema

Monovalenter Lebendimpfstoff: Ab einem Alter von 6 Wochen 2 Dosen im Abstand von mindestens 4 (bis 8) Wochen gegeben. Die Impfserie muss bis spätestens im Alter von 24 Wochen komplettiert sein.
Pentavalenter Boviner/Humaner Reassortanten-Lebendimpfstoff: Ab einem Alter von 6 Wochen 3 Dosen im Abstand von mindestens 4 Wochen angewendet, wobei die Impfserie wenn möglich bis zum Alter von 22 Wochen (spätestens aber bis zum Alter von 32 Wochen) komplettiert sein muss.

Impfschema
Bekannte Nebenwirkungen

Bekannte Nebenwirkungen

Monovalenter Lebendimpfstoff: Studien in Lateinamerika und Finnland an mehr als 60.000 Säuglingen zeigten eine Verträglichkeit vergleichbar mit der Placebogruppe (Erbrechen, Durchfall, Fieber). Es zeigte sich keine Assoziation mit Invaginationen, eher sogar ein reduziertes Risiko.
Pentavalenter Boviner/Humaner Reassortanten-Lebendimpfstoff: Zulassungsstudien zeigten eine ebenso ausgezeichnete Verträglichkeit und bei mehr als 68.000 Säuglingen keine Assoziation mit Invagination; die Gründe dafür sind nicht bekannt.
Dem Paul-Ehrlich Institut wurden in den Jahren 2006 bis 2010 27 Fälle von Invaginationen im zeitlichen Zusammenhang zu Rotavirusimpfung gemeldet. Dabei war in den ersten 7 Tagen nach der 1. Impfdosis im Alter von 4-6 Monaten das relative Risiko für eine Invagination um den Faktor 4,6 (Monovalenter Lebendimpfstoff; 95% Vertrauensbereich: 1,5-10,7) bzw. 5,8 (Pentavalenter Boviner/Humaner Reassortanten-Lebendimpfstoff; 95% VB: 1,2-17,1) gegenüber dem zu erwartenden Spontanrisiko erhöht. In der Gesamtanalyse – Tag 1-7 nach allen Rotavirusimpfdosen insgesamt – ergab sich kein erhöhtes Risiko, so dass am ehesten von einem Triggereffekt auszugehen ist.

Kontraindikationen

Kontraindikationen

schwerem kombiniertem Immundefekt (SCID)

- Säuglinge mit Invagination in der Anamnese

- Säuglinge die eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen einen Impfstoff gezeigt haben oder eine anaphylaktische Reaktion nach einer früheren Verabreichung eines RV-Lebend impfstoffs hatten

Kontraindikationen

Referenzen

Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage - Bremen: UN-MED, 2022; Seiten 81ff., Epid Bull 2024;4:1- 72 | DOI 10.25646/11892, Epid. Bull 35/2013

NP-DE-VX-WCNT-220047, März 2024