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Impfung gegen Influenza

Die Influenza ist eine akute virale Infektionskrankheit mit einem ausgeprägten alljährlichen Krankheitsgipfel im Winterhalbjahr in Europa. Influenza-Viren gehören zu den Orthomyxoviren (RNA). Die Übertragung der Viren geschieht durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch sowie ausnahmsweise von Mensch zu Tier oder umgekehrt. 

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Impfung gegen Influenza

Kurzbeschreibung / Geschichte der Impfung

Die ersten Influenza-Impfstoffe wurden Ende der 1930er Jahre entwickelt. Man verwendete komplette, durch Formalin inaktivierte Viren, die an Aluminiumverbindungen als Adjuvantien adsorbiert wurden (Ganzzell-Vakzinen). Sie waren von guter Wirksamkeit und akzeptabler Verträglichkeit.
Die Weiterentwicklung erbrachte die sogenannten Spaltvakzinen, bei denen durch Detergenzienbehandlung die Lipidhülle des Virus aufgelöst und die antigenen Oberflächenglykoproteine freigesetzt werden. Bei gleich guter Wirksamkeit ist die dadurch verbesserte Verträglichkeit von Vorteil. 
Eine weitere Optimierung von Influenzaimpfstoffen stellte die Entwicklung von sogenannten Subunit-Vakzinen und eines virosomalen Influenza-Impfstoffs dar. Beide beinhalten gereinigte Oberflächenantigene, nämlich Hämagglutinin und Neuraminidase. Beim virosomalen Impfstoff befinden sich diese Antigene auf Lecithin/Phospholipid-Molekülen, welche Adjuvanseigenschaften aufweisen.
In Deutschland wurde in der Influenza-Saison 2000/2001 ein Influenzaimpfstoff mit neuartigem Adjuvans (MF59, ein Squalen) erstmals zugelassen (Fluad®, ab Alter 65 Jahre). Insbesondere bei Personen mit eingeschränkter Immunkompetenz (z.B. höheres Alter, aber auch Frühgeborene) werden damit höhere postvakzinale Antikörperwerte als mit den herkömmlichen Influenzaimpfstoffen erzielt.
Seit einigen Jahren ist in den USA ein aus attenuierten Viren bestehender Impfstoff zur intranasalen Anwendung (LAIV, lebend-attenuierte Influenza-Vakzine) zugelassen und verfügbar. Dieser wurde unter dem Namen Fluenz® seit der Influenzasaison 2012/2013 auch in der Europäischen Union zugelassen.
Im Jahr 2009 waren im Rahmen der Influenzapandemie vorübergehend monovalente, adjuvantierte Influenza-Pandemieimpfstoffe (Typ A/H1N1) verschiedener Hersteller verfügbar. 

Impfalter

Ab dem Alter von 6 Monaten

Impfschutz-Dauer

Aufgrund der besonderen Antigenvariabilität der Influenzaviren müssen die Impfstoffe jährlich neu komponiert und produziert werden, um Schutz vor den jeweils aktuellen, zirkulierenden Typen und Subtypen zu vermitteln. 

Impfschutz-Symptome

Die Impfung wirkt mit Schutzraten von etwa 50-90 % (je nach Impfstoff, evtl. vorliegender Grundkrankheit, und Übereinstimmung der zirkulierenden Wildtypen mit den im Impfstoff enthaltenen Virustypen) bei Kindern ab 2 Jahren gut gegen die in der jeweiligen Vakzine enthaltenen Influenza-Viren. Für jüngere Kinder liegen keine zuverlässigen Daten zur Schutzrate vor; bei älteren Erwachsenen beträgt sie weniger als 70 %. 

STIKO Empfehlung

STIKO-Empfehlung

Die Influenza-Impfung ist für bestimmte Risikogruppen empfohlen. Dazu gehören Patienten mit:


- Chronischen Krankheiten der Atmungsorgane (incl. Asthma und COPD)
- Chronischen Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenkrankheiten
- Diabetes mellitus und anderen Stoffwechselstörungen
- Chronischen neurologischen Krankheiten, z.B. Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben
- Angeborener oder erworbener Immundefizienz mit T- und/oder B-zellulärer Restfunktion bzw. Immunsuppression und HIV-Infizierte
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können
- Lebensalter von ≥ 60 Jahren
Sowie:
- Personen mit erhöhtem beruflichen Expositionsrisiko, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können
- Bewohner von Alters- und Pflegeheimen
- Schwangere Frauen ab dem 2. Trimenon (bei weiteren medizinischen Risiken auch im 1. Trimenon)
- Personen mit erhöhter Gefährdung durch direkten Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln 


Die STIKO empfiehlt seit dem Winterhalbjahr 2018/2019 die Verwendung eines quadrivalenten Influenzaimpfstoffs. 

Impfschema

Impfschema

Für alle Personen ≥60 Jahre, sowie die oben genannten Risikogruppen wird die jährliche Gabe eines quadrivalenten Influenzaimpfstoffes (für Personen ≥60 Jahre: quadrivalenten Hochdosis-Impfstoff) mit aktueller von der WHO empfohlener Antigenkombination empfohlen.
Für die Injektionsimpfstoffe gilt:
- Kinder im Alter von 6 Monaten bis zu 3 Jahren erhalten ½ Impfdosis (0,25 ml) i.m. (Ausnahme Vaxigrip Tetra®: volle Dosis 0,5 ml)
- Kinder ab 3 Jahren, Jugendliche und Erwachsene erhalten 1 Dosis (0,5 ml) i.m.
Für den nasalen Impfstoff gilt:
- Kinder und Jugendliche im Alter von 2-17 Jahren erhalten 0,2 ml (je 0,1 ml in jedes Nasenloch)
Erhält ein Kind erstmals eine Influenza-Impfung, so ist nach 4 Wochen eine 2. Impfung in gleicher Dosierung empfohlen. In den darauf folgenden Jahren genügt jeweils eine Impfung des dann aktuellen Impfstoffes.

Impfschema
Bekannte Nebenwirkungen

Bekannte Nebenwirkungen

Lokalreaktionen treten bei bis zu 10 % der Impflinge auf. Systemische Nebenwirkungen, wie z.B. Fieber, sind selten (etwa 1 %). Ähnliches gilt für den nasalen Impfstoff. Hier umfassen die Lokalreaktionen passagere Obstruktion der Nasenatmung und Rhinorrhoe (bis zu 20 %) sowie lokaler Juckreiz und Niesen (<10 %).

Kontraindikationen

Kontraindikationen

Folgende Kontraindikationen sind zu beachten:
- Akute, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen "banale Infektionen"): Verschiebung des Impfbeginns
- Bekannte, allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes
- klinisch signifikante Hühnereiweißallergie (Entwicklung von Urtikaria, Glottisödem, Laryngo- oder Bronchialabstruktionen oder anaphylaktischer Schock nach Hühnereiweißgenuss), da die Impfviren in Allantoisflüssigkeit von Hühnerembryonen gezüchtet werden.
Für den nasalen Impfstoff sind Immundefizienz und Immunsuppression eine Kontraindikation, auch sollen Geimpfte engen Kontakt zu stark immungeschwächten Personen (z.B. Empfängern von Knochenmarktransplantaten während der Isolation) vermeiden. Bei schwerem Asthma oder akutem Giemen soll er nicht angewendet werden, da der Impfstoff für diese Patienten nicht ausreichend untersucht wurde.

Kontraindikationen

Referenzen

Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 128-134

NP-DE-VX-WCNT-220047, März 2024