Impfung gegen Humanpathogene Papillomaviren (HPV)
Humanpathogene Papillomaviren (HPV) sind Doppelstrang DNA-Viren, welche Epithelzellen von Haut und Mukosa infizieren können. Die Übertragung der Viren erfolgt in erster Linie durch Haut- (kutane Typen, z.B. in Hallenbädern) und Schleimhautkontakte (mukosale Typen, v.a. im Rahmen des Geschlechtsverkehrs) von Mensch zu Mensch. Hochrisikotypen von HPV (z.B. HPV-16 und HPV-18) besitzen die Eigenschaft, Onkogene des Virusgenoms zu aktivieren und dadurch über Präkanzerosen - die zervikalen intraepithelialen Neoplasien und das Carcinoma in situ - ein Zervixkarzinom auszulösen. Ferner sind sie teilweise für weitere anogenitale Karzinome (Vulva, Vagina, Anus, Penis) und Larynxkarzinome verantwortlich.
Der Zusammenhang zwischen HPV-Infektionen und der Ätiologie des Zervixkarzinoms wurde durch Harald zur Hausen in den 1970er Jahren erstmals in Deutschland nachgewiesen. Er erhielt dafür 2008 den Nobelpreis für Medizin. Die HPV-Typen 16 und 18 wurden 1995 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als kanzerogen für den Menschen klassifiziert; 2005 wurde die Liste von der WHO um weitere Typen ergänzt.
Bislang wurden drei Impfstoffe entwickelt und zugelassen. Ein 9-valenter, rekombinant adsorbierter-, ein 4-valenter, rekombinant adsorbierter-, und ein 2-valenter rekombinanter, adjuvantierter und adsorbierter Impfstoff.
Der 9-valente Impfstoff enthält neben den Hochrisiko HPV-Genotypen 16 und 18 sowie den Niedrigrisiko HPV-Genotypen 6 und 11 auch VLP ("virus-like particles") der Hochrisiko HPV-Genotypen 31, 33, 45, 52 und 58. Er hat mittlerweile den 4-valenten Impfstoff vollständig abgelöst.
Der 2-valente Impfstoff enthält die Hochrisiko HPV-Genotypen 16 und 18.
Die STIKO empfiehlt seit März 2007 die HPV-Impfung für alle Mädchen im Alter von 12-17 Jahren. Im August 2014 wurde das empfohlene Impfalter auf 9-14 Jahre vorverlegt, mit Nachholimpfungen bis einschließlich 17 Jahren. Seit Juni 2018 wird die Impfung gleichermaßen für Mädchen und Jungen empfohlen.
Im Alter von 9-14 Jahren 2 Impfstoffdosen: 0-6 Monate, Ab 15 Jahren 3 Impfstoffdosen: 0-1 bzw. 2-6 Monate
Lokale wie auch systemische Nebenwirkungen traten in den Zulassungsstudien bei Geimpften nicht signifikant häufiger auf als bei Kontrollpatienten.
Folgende Kontraindikationen sind zu beachten:
- Akute, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen "banale Infektionen"): Verschiebung des Impfbeginns
- Bekannte, schwere allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes
1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 120-123
Impfalter
Ab dem Alter von 9 Jahren bis 17 Jahre (vor dem ersten Sexualkontakt)
Impfschutz-Dauer
Mindestens 8-10 Jahren
Impfschutz-Symptome
Die Immunogenität der Impfstoffe ist bei Geimpften beiderlei Geschlechts ausgezeichnet. Bei geimpften Frauen waren nach 3 Impfdosen bis zu 100-fach höhere Antikörperwerte im Vergleich zu Kontrollpersonen mit natürlicher Infektion nachweisbar.