Impfung gegen Herpes Zoster
Dem Herpes Zoster (HZ) liegt die Reaktivierung einer Varizella-Zoster-Virus(VZV)-Infektion zugrunde, da das Virus nach einer Primärinfektion lebenslang in den betroffenen Hirn- und Spinalganglien persistiert. Die klinische Manifestation beschränkt sich in der Regel auf dermatombezogene Hautareale, kann jedoch auch zu komplizierten und sogar lebensbedrohlichen Verläufen z.B. mit ZNS-Beteiligung führen. Die Patienten leiden häufig unter erheblichen Schmerzen, die über Wochen bis Monate, unter Umständen auch Jahre, andauern können und die Lebensqualität deutlich einschränken. Man spricht dann von postzosterischer oder auch postherpetischer Neuralgie (PZN).
Seit 2006 ist ein attenuierter Lebendimpfstoff zur Verhinderung eines Herpes zoster bzw. der PZN für Personen ab dem Alter von 50 Jahren zugelassen. Er enthält eine mindestens 14-fach höhere Menge des gleichen VZV-Impfstamms (OKA) als der konventionelle Varizellen-Impfstoff, d.h. ca. 20.000 plaquebildende Einheiten.
Seit 2018 ist ein weiterer Impfstoff gegen Herpes zoster in der EU zugelassen und verfügbar. Dabei handelt es sich um einen adjuvantierten Herpes-zoster-subunit-(HZ/su)Totimpfstoff, der für Personen ab 18 Jahren mit einem erhöhten Risiko für einen Herpes zoster zugelassen ist.
Dieser Totimpfstoff enthält eine immunpotente Adjuvansmischung, nämlich das Monophosphoryl-Lipid A von Salmonella minnesota sowie Quillaja saponaria Molina, eine Seifenrindenbaumsubstanz (AS01B). Dieses Adjuvans führt zu einer Verstärkung der zellulären und humoralen Immunantwort, so dass auch bei immunsupprimierten Patienten und älteren Menschen eine gute Impfwirksamkeit erwartet werden kann. Im Dezember 2018 hat die STIKO erstmalig eine Empfehlung für den adjuvantierten Totimpfstoff ausgesprochen. Der attenuierte Lebendimpfstoff ist von der STIKO nicht mehr empfohlen und in Deutschland auch nicht mehr verfügbar.
Die STIKO hat im Dezember 2018 erstmal eine Empfehlung für den adjuvantierten Herpes-zoster-Totimpfstoff ausgesprochen. Im November 2025 wurde diese Empfehlung ausgeweitet. Geimpft werden sollen laut STIKO folgende Personengruppen:
Standardimpfung:
Personen ab 60 Jahren
Indikationsimpfung:
Personen ≥18 Jahre mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer angeborenen bzw. erworbenen, insbesondere einer iatrogenen Immundefizienz oder infolge schwerer Ausprägung einer chronischen Grunderkrankung, z.B. Personen mit bzw. nach:
- Hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSZT)
- Zellbasierten Therapien
- Solider Organtransplantation
- Immunsuppressiver Medikation (z.B. Rituximab, JAK-Inhibitoren, Anifrolumab [Typ I InterferonRezeptorblocker], zytostatischer Chemotherapie)
- Malignen neoplastischen Krankheiten
- HIV-Infektion- Rheumatoider Arthritis
- Systemischem Lupus erythematodes
- Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
- Chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) oder Asthma bronchiale
- Chronischer Niereninsuffizienz
- Diabetes mellitus
Der adjuvantierte Herpes-zoster-Totimpfstoff ist zugelassen für Erwachsene im Alter von 18 Jahren und älter mit erhöhtem Risiko für Herpes zoster.
Zweimalige Impfung mit je 0,5 ml i.m. des adjuvantierten Herpes-zoster-Totimpfstoffs im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten. Bei immunsupprimierten Patient*innen oder bei geplanter Immunsuppression kann die zweite Dosis 1 bis 2 Monate nach der ersten Dosis verabreicht werden.
Die Impfung kann auch bei Personen, die bereits einmal an Herpes Zoster erkrankt waren, zur Rezidivprophylaxe sinnvoll sein.Ferner sind Immunantwort und Verträglichkeit der Impfung mit der HZ/su-Vakzine bei Personen, die vor mindestens 5 Jahren mit dem Herpes-Zoster-Lebendimpfstoff geimpft worden waren, ähnlich der bei erstmals Geimpften. Eine Revakzination ist daher bei gegebener Indikation gut möglich.
Lokalreaktionen wie Schmerzen, Rötung und Schwellung.
Das Spektrum an unerwünschten, systemischen Ereignissen nach den Impfungen ist ähnlich dem nach anderen Impfungen in dieser Alterskategorie (wie z.B. Influenza), wohingegen lokale Nebenwirkungen deutlich häufiger vorkommen. Sie traten bei 81 % der Geimpften im Vergleich zu 12 % in der Plazebogruppe in den ersten Tagen nach der jeweiligen Impfung in Erscheinung, unabhängig vom Alter und Dosis 1 oder 2.
Bekannte, schwere allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes.
1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 108ff
2. Bastidas A, et al. JAMA 2019;322:123–33; Zoster-002 Clinical Study Report 115523. [2019]. Verfügbar unter: https://www.gsk-studyregister.com/study?uniqueStudyId=115523
3. Dagnew AF, et al. Lancet Infect Dis 2019;19:988–1000; Zoster-039 Clinical study report. 116428, GSK [2013]
4. Lal H, et al. N Engl J Med. May 2015 28;372(22):2087-96
5. Cunningham AL, et al. N Engl J Med. 20162016 Sep 15;375(11):1019-32
6. Epid Bull 2018;50:541 – 567 | DOI 10.17886/EpiBull-2017-059.2
7. Epid Bull 2025;4:1- 75 | DOI 10.25646/12971.5
8. Epid Bull 2025;45:3-27 | DOI 10.25646/13540.2
9. Strezova A, et al. Open Forum Infect. Dis.;2022 Oct 23;9(10):ofac485; Fachinformation HZ/su-Totimpfstoff
Impfalter
Ab 18 Jahren
Impfschutz-Dauer
Mindestens 11 Jahre
Impfschutz-Symptome
In einer klinischen Studie (“ZOE-50”) mit mehr als 15.000 Erwachsenen im Alter von 50-59 Jahren (47 % der Studienteilnehmer), 60-69 Jahren (29 %) und 70 Jahre und älter (23 %) wies der Impfstoff in den ersten 3 Jahren nach 2 Impfdosen (i.m., 2 Monate Mindestabstand) im Vergleich zu Plazebo eine Schutzwahrscheinlichkeit von 96,2 % (95 % Vertrauensbereich: 92,7-98,3 %) gegen Herpes Zoster auf. In den 3 Altersuntergruppen war die Wirksamkeit relativ ähnlich: 96,9 % (90,6- 99,4) bei den 50-59-Jährigen, 94,1 % (85,6-98,1) bei den 60-69-Jährigen sowie 98,3 % (89,9-100) bei den 70-Jährigen und älter.
Unter Berücksichtigung einer weiteren Studie (“ZOE-70”) zeigte der Impfstoff gegen den klinischen Endpunkt postherpetische Neuralgie eine Wirksamkeit von 83,9 % (65,8-93,5). In den verschiedenen Altersuntergruppen war die Wirksamkeit wie folgt: 100 % (49,1-100) bei den 50-59- Jährigen, 100 % (-145,2-100) bei den 60-69- Jährigen, 87,0 % (63,3-96,7) bei den 70-79- Jährigen sowie 43,0 % (-124,3-87,8) bei den 80- Jährigen und älter.
Die Wirksamkeit gegen HZ über einen Zeitraum von 9,6 Jahren ab einem Monat nach der zweiten Dosis, der die oben genannten Studien sowie eine weitere Nachbeobachtungsstudie („ZOE-LTFU“) umfasst, lag bei 89 % (85,6-91,3).
Bei ausgewählten immunsupprimierten Patienten konnte in Wirksamkeitsstudien eine Wirksamkeit von 68,2 % (55,6-77,5) bei Patienten nach autologer hämatopoetische Stammzelltransplantation (auHSCT) und eine Wirksamkeit von 87,2 % (44,3-98,6) bei Patienten mit hämatologischen Malignomen nachgewiesen werden.
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