Typhus
Typhus ist eine akute bakterielle Infektionskrankheit, die durch Salmonella Typhi (ca. 90 %) bzw. Salmonella Paratyphi A und B (ca. 10 %) hervorgerufen wird. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch infolge einer fäkal-oralen Schmierinfektion (meist in Familien und anderen engen Gemeinschaften) oder über kontaminierte Lebensmittel.

Personen mit Aufenthalt in Endemiegebieten
Unspezifische Prodromi:
- Müdigkeit
- Übelkeit
- Bauch- und Kopfschmerzen
- Schrittweise ansteigendes Fieber- Obstipation
Schließlich treten auf:
- Charakteristische Roseolen (rote Flecken auf distaler Thoraxvorderwand und Abdomen)
- Erbsbreiartige Durchfälle
Zerebrale Beteiligung (Meningitis) und Darmperforation sind gefürchtete Komplikationen.
S. Typhi und S. Paratyphi sind weltweit verbreitet. Nennenswerte Infektionsgefahr besteht in den Endemiegebieten Afrikas, Asiens und Südamerikas mit geschätzten 17 Millionen Krankheitsfällen pro Jahr. Pro Monat Aufenthaltsdauer liegt das Krankheitsrisiko bei ca. 1: 3.000 (in Hochrisikogebieten wie Indien, Pakistan, und Nepal) bis 1:30.000. In Deutschland werden jährlich etwa 50-100 Typhusfälle gemeldet, von denen meistens heimkehrende Touristen bzw. deren engste Kontaktpersonen betroffen sind.
Nach einer Inkubationszeit von 8-20 Tagen beginnt die Krankheit plötzlich mit unspezifischen Prodromi. Meist besteht gleichzeitig zunächst eine Obstipation. Das Fieber hält eine Woche und länger an ("Continua"), ohne begleitende Tachykardie ("relative Bradykardie"). Schließlich treten die charakteristischen Roseolen (rote Flecken auf distaler Thoraxvorderwand und Abdomen) und erbsbreiartige Durchfälle auf. Das Krankheitsbild ist umso schwerer, je älter der Patient ist. In den ersten beiden Lebensjahren ist Typhus häufig oligosymptomatisch.
Goldstandard der Diagnose ist der kulturelle Erregernachweis. Er gelingt bei Typhus in den ersten beiden Krankheitswochen in der Blutkultur, ab der 2. Krankheitswoche oft auch im Stuhl (und Urin). Am sensitivsten (Nachweisrate um 90 %) ist jedoch die Knochenmarksbiopsie. Im Blutbild findet sich typischerweise eine Leukopenie mit ausgeprägter Linksverschiebung, manchmal auch eine Thrombozytopenie. Der Antikörpernachweis ist ohne praktische Bedeutung.
Typhus wird – neben symptomatischen Maßnahmen – in jedem Fall antibiotisch behandelt. Medikamente der ersten Wahl sind Cephalosporine der Gruppe 3 (z.B. Ceftriaxon) i.v. über mindestens 10 Tage bzw. Azithromycin per os für 5-7 Tage. Identifizierte Dauerausscheider können durch längere Gabe von Ciprofloxacin (nur für Erwachsene zugelassen) oder Ceftriaxon manchmal saniert werden. Ultima ratio ist die Cholezystektomie.
Den allgemeinen hygienischen Maßnahmen kommt bei Reisen in Typhusendemiegebiete ein sehr hoher Stellenwert zu. Insbesondere bei Aufnahme von Nahrungsmitteln und Getränken muss man die allgegenwärtige Infektionsgefahr (nicht nur mit S. Typhi!) berücksichtigen. Es gilt der Allgemeinsatz "Boil it, peel it, cook it or forget it!". Bezüglich Getränken sind Fertigprodukte in Flaschen i.d.R. als sicher anzusehen.
Mit Kleinkindern oder gar Säuglingen sollte man von Urlaubsreisen in Risikoländer (dazu gehören praktisch alle Typhusendemiegebiete) Abstand nehmen.
Eine begleitende Antibiotikaprophylaxe bei Reise in ein Typhusendemiegebiet ist möglich, aber wegen höherer Kosten, unzuverlässigerer Wirksamkeit, möglichen Nebenwirkungen sowie zunehmenden Antibiotikaresistenzen der Impfprophylaxe deutlich unterlegen und sollte nur noch in begründeten Ausnahmesituationen empfohlen werden.
1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 142ff
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