Aufgrund der erhöhten Gefährdung der Patienten im höheren Alter, werden diese auch besonders in den Standardimpfempfehlungen der STIKO berücksichtigt. Der Blick in den Standardimpfkalender zeigt, dass im Wesentlichen vier Impfungen explizit für Personen ab 60 Jahren durch die STIKO empfohlen werden:
COVID-192
SARS-CoV-2-Infektionen machen nach wie vor einen erheblichen Anteil der Hospitalisierungen aufgrund schwerer akuter respiratorischer Erkrankungen aus. Insbesondere ältere Personen sowie Risikopatienten haben ein erhöhtes Risiko, schwer an einer SARS-CoV-2-Infektion zu erkranken. Daher empfiehlt die STIKO allen Personen ab 18 Jahren sowie Personen ab 6 Monaten mit einer relevanten Grunderkrankung den Aufbau einer Basisimmunität gegen COVID-19. Diese kann durch 3 SARS-CoV-2-Antigenkontakte, von denen mindestens einer eine Impfung sein muss, hergestellt werden. Man spricht hier von einer heterogenen Immunität. Unter anderem wird Personen ab 60 Jahren zudem eine jährliche Auffrischimpfung mit einem varianten-adaptieren Impfstoff, vorzugweise im Herbst, empfohlen.
Pneumokokken2
Pneumokokken sind bakterielle Erreger, die physiologisch den Nasen-Rachen-Raum von ca. 50% der Bevölkerung besiedeln. Sie werden immer dann zu einem Problem, wenn sie sich lokal oder invasiv ausbreiten. Besonders gefährliche Folgen sind die Pneumokokken-Sepsis und die Pneumokokken-Meningitis, die besonders für sehr junge oder ältere Patient*innen gefährlich sind. Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen Pneumokokken daher u.a. Personen ab 60 Jahren als Standardimpfung. Seit kurzem steht ein 20 valenter Pneumokokken-Impfstoff (PCV20) zur Verfügung, der auch von der STIKO für den Einsatz bei Erwachsenen empfohlen wird. Personen ab 60 Jahren sollen sich daher einmalig mit dem Impfstoff PCV20 impfen lassen. Sollte bereits eine Impfung mit einem Polysaccharid-Impfstoff im Erwachsenenalter vorangegangen sein, so soll dennoch einmal mit dem PVC20-Impfstoff geimpft werden. Der Abstand zwischen den beiden Impfungen sollte mind. 6 Jahre betragen. Zum jetzigen Wissensstand sind keine weiteren Auffrischimpfungen im Alter notwendig.
Influenza2
Da Influenza eine häufige und potenziell schwer verlaufende virale Infektionserkrankung ist, empfiehlt die STIKO die jährliche Impfung gegen Influenza standardmäßig Personen ab 60 Jahren. Es handelt sich dabei um eine Impfstoffdosis mit einem quadrivalenten Hochdosis-Impfstoff mit der aktuellen von der WHO empfohlenen Antigenkombination. Um Impftermine zu sparen, kann die Influenza-Impfung u.a. zusammen mit der COVID-19-Impfung verabreicht werden. Personen mit gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grunderkrankung, wird die Influenza-Impfung auch schon unter 60 Jahren empfohlen. Hier erfolgt die Impfung allerdings mit einem inaktivierten quadrivalenten Impfstoff mit aktueller von der WHO empfohlener Antigenkombination.
Herpes zoster2
Herpes zoster ist eine Erkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst wird. Mit dem Virus infizieren sich Patient*innen für gewöhnlich im frühen Kindesalter. Die Primärinfektion kennen wir als die typischen „Windpocken“. Auch nach dem Ausheilen der Infektion bleiben allerdings Viren im Körper zurück. Diese verstecken sich in der sogenannten Latenz-Phase in den dorsalen Ganglien und können im Alter aufgrund der nachlassenden Immunabwehr reaktiviert werden. Im Laufe des Lebens erkrankt eine von drei Personen an einem Herpes zoster. Die STIKO empfiehlt Personen ab 60 Jahren die Impfung gegen Herpes zoster als Standardimpfung. Das Impfschema besteht aus zwei Impfstoffdosen des adjuvantierten Totimpfstoffs die im Abstand von zwei bis sechs Monaten verabreicht werden sollen. Die Komplettierung der Impfserie durch die Gabe der zweiten Dosis ist essenziell, um einen bestmöglichen Impfschutz aufzubauen. Personen ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen, die mit einem erhöhten Risiko für einen Herpes zoster einhergehen, empfiehlt die STIKO ebenfalls die Impfung gegen Herpes zoster. Relevante Grunderkrankungen sind u.a. Diabetes mellitus, Rheumatoide Arthritis, Asthma bronchiale oder chronische Niereninsuffizienz. Das Impfschema bleibt mit 2 Impfstoffdosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten gleich.
Neben den von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen für Personen im höheren Alter, sollte natürlich auch sichergestellt sein, dass alle anderen Standardimpfungen vollständig durchgeführt wurden und anstehende Auffrischimpfungen z.B. gegen Tetanus und Diphtherie zeitgemäß erfolgen. Um die Impftermine gering zu halten, empfiehlt es sich nach Möglichkeiten zur Koadministration zu schauen und die Zeit außerhalb der Saison der Atemwegserreger für nicht-saisonale Impfungen wie zum Beispiel der Herpes-zoster-Impfung zu nutzen. Je nach ausgeführtem Beruf und gelebter Reiseaktivität können auch für Ihre älteren Patient*innen noch weitere Indikationimpfungen (z.B. FSME oder Hepatitis B) hinzukommen.