BZgA-Forschungsbericht: Einstellung der Bevölkerung zu Impfungen
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), führt in der Bevölkerung (repräsentativer Querschnitt, Alter 16-85 Jahre) in mehrjährigen Abständen bundesweite Umfragen bezüglich Einstellung, Wissen und Verhalten zum Thema Impfungen durch. Die ermittelten Ergebnisse sollen eine Grundlage schaffen, um Maßnahmen zur Steigerung der Durchimpfungsraten abzuleiten. Die letzte Befragung fand von Juli bis September 2021 statt und wurde auf der der BZgA-Webseite im September 2022 veröffentlicht.
Einstellung zu Schutzimpfungen im Erwachsenenalter
Das Ergebnis hinsichtlich der Durchführung von empfohlenen Impfungen zeigt erfreulicherweise eine positive Einschätzung bei der Mehrheit der Befragten. 81% aller Befragten würden sich als Impfbefürworter bezeichnen. Während nur 15 % Vorbehalte gegenüber Impfungen angeben, beträgt die Anzahl sogenannter Impfgegner lediglich 4%.
Abb. 1: Einstellung zu Impfungen im Allgemeinen, Basis: 5007 Befragte, Angaben in Prozent
Insgesamt hat sich der Anteil der Impfbefürworter seit Beginn der Untersuchungen 2012 weiter erhöht. Während jedoch in früheren Erhebungen der Anteil der Befragten in Ostdeutschland eine stärkere positive Haltung gegenüber Schutzimpfungen aufwies, war er bei der neuesten Befragung in West – und Ostdeutschland gleich hoch. Die Daten legen ebenfalls nahe, dass höhere Bildungsabschlüsse und zunehmendes Alter eine positive Impfeinstellung begünstigen. Personen mit Migrationshintergrund weisen dagegen tendenziell weniger Interesse an empfohlenen Schutzimpfungen auf.
Einschätzung der Wichtigkeit einzelner Impfungen
Aufklärungsmaßnahmen bzw. Informationskampagnen sollen den Anteil mit positiver Impfeinstellung und damit die Impfbereitschaft in der Bevölkerung erhöhen. Eine entscheidende Bestimmungsgröße ist hier die Einschätzung der Wichtigkeit von Impfungen. Auch mit Hinblick auf die zurückliegende Corona-Zeit werden Schutzimpfungen allgemein vom überwiegenden Teil der Bevölkerung als notwendig angesehen. Insbesondere die Tetanus- und Polio-Impfung wird als besonders wichtig eingeschätzt. Während die meisten weiteren Impfungen mit einer Rate von 71-88 % von den Befragten immer noch als wichtig betrachtet werden, ist der Zuspruch bei der HPV- und Influenzaimpfung tendenziell geringer.
Abb. 2: Wichtigkeit des Impfschutzes gegen die genannte Erkrankung? Basis: 5007 Befragte, Angaben in Prozent
Auslassen von Impfungen
Auch bei vorhandener Impfbereitschaft kann es vorkommen, dass die Durchführung einer Impfung unterbleibt, was bei etwa jedem fünften Befragten der Fall ist. Gründe dafür können Vorbehalte, Ängste, aber auch schlicht die Änderung der Umstände (z.B. stornierte Fernreisen) sein.
Abb. 3: Auslassen von Impfungen in den letzten Jahren? Basis: 5007 Befragte, Angaben in Prozent
Die Häufigkeit der Gründe für die Nichtinanspruchnahme von Impfungen werden wie folgt angegeben (Mehrfachnennungen waren möglich):
- 36 %: Krankheit, gegen die geimpft werden sollte, wird nicht als schwer eingeschätzt
- 32 %: Impftermin verpasst oder vergessen
- 27 %: Krankheit wurde bereits durchgemacht
- 25 %: Angst vor Nebenwirkungen
- 18 %: Zeitaufwand zu hoch
- 14 %: Kein Schutz vor Erkrankung durch Impfung
- 13 %: Impfkritische Berichte in den Medien
- 12 %: Arzt hat von der Impfung abgeraten
- 9 %: Angehörige oder Freunde haben abgeraten
Jeweils 7 % lehnen Impfungen generell ab oder haben Angst vor Spritzen und 12% der 16 bis 45-jährigen Frauen nannten eine Schwangerschaft als Hinderungsgrund.
Der persönliche Impfpass ist ein wichtiges Dokument, um Information über den aktuellen Impfstatus zu erhalten und notwendige Auffrischungsimpfungen zu empfehlen bzw. den altersgerechten Impfstatus zu vervollständigen. Einen Impfpass besitzt mittlerweile die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (93%) und aus dieser Gruppe können 92% genaue Angaben machen, wo dieser sich befindet. Im Zuge der Corona-Impfung wurde hier eine Steigerung um 15% beobachtet.
In den letzten 10 Jahren hat sich der Anteil der Personen mit positiver Einstellung zum Impfen um 20% auf inzwischen 81% der Gesamtbevölkerung erhöht. Dies ist besonders wichtig, um angestrebte Impfziele besser zu erreichen und Impfangebote weiterhin als effektive Präventionsmaßnahmen auszubauen. Als häufigsten Ansprechpartner für ihre Impfberatung gaben 96% der Personen in den letzten 2 Jahren einen Arzt oder Ärztin an. Jeder fünfte führte eine Beratung durch medizinisches Assistenzpersonal an.
Referenzen
1. Seefeld L et al, Einstellungen, Wissen und Verhalten von Erwachsenen und Eltern gegenüber Impfungen – Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2021 zum Infektionsschutz. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://doi.org/10.17623/BZgA:T2-IFSS-2021