So reduzieren Sie Schmerz und Stress beim Impfen 

Die Verabreichung einer Impfung kann – vor allem für die Kleinsten – mit Stress und Schmerzen verbunden sein. Das prägt den Impfling unter Umständen ein Leben lang. Mit diesen STIKO-Hinweisen zur Stress- und Schmerzreduktion können Sie die Einstellung zum Arztbesuch und die Akzeptanz von Impfungen bei Ihren Patienten steigern.

25. Mai 2022
Lesedauer: 2 Min.
Ein Arzt benutzt einen Wattebausch auf dem Arm eines kleinen Mädchens, während er sie impft

Schmerzstillende Medikamente

In Einzelfällen können Lidocain-haltige Schmerzpflaster oder Cremes unter einem Okklusionsverband benutzt werden, um die Schmerzen bei der Injektion zu reduzieren. Im Alter von < 12 Monaten sollten die Pflaster oder Cremes nicht gleichzeitig mit Arzneimitteln angewendet werden, die die Bildung von Methämoglobin fördern (z. B. Sulfonamide). Die empfohlene Mindesteinwirkzeit von 30–60 Min. muss bei der Planung berücksichtigt werden. Die Kosten der Pflaster (Stück: ca. 5 €), die frei in der Apotheke erhältlich sind, müssen die Eltern oder die zu impfende Person gewöhnlich selbst tragen. Zur Schmerzreduktion kann auch Eisspray verwendet werden. Die Aufsprühzeit beträgt 2–8 s. Im Anschluss kann, nach entsprechender Desinfektion, sofort geimpft werden.

Generell gilt: Gesundheitspersonal sollte beim Impfen eine ruhige Ausstrahlung haben, kooperativ und sachkundig sein.

Sonstige unterstützende Verfahren

Bereits vor dem ersten Impftermin ihrer Kinder (ab 2 Monate) sollten Eltern über die anstehenden Impfungen und die damit verbundenen Schmerzen sowie Möglichkeiten der Schmerzreduktion aufgeklärt werden. Eltern von Kindern im Alter von < 10 Jahren sollten bei der Impfung ihrer Kinder anwesend sein. Säuglinge können, solange sie noch gestillt werden, während der Impfung angelegt werden.

Wird der Säugling parallel gegen Rotaviren geimpft, sollte jedoch auf das Stillen vor und während der RV-Impfung verzichtet werden, da das Stillen zum Zeitpunkt der Impfung die Wirkung der RV-Schluckimpfung möglicherweise vermindern kann. Ersatzweise kann ein Schnuller benutzt werden.

Kinder im Alter von < 2 Jahren, die nicht mehr gestillt werden, können 1 bis 2 Minuten vor der Impfung 2 ml einer 25 %igen Glukose-Lösung oder eine andere süße Flüssigkeit bekommen. Da Rotavirus-Impfstoffe Saccharose enthalten, sollte bei der Durchführung mehrerer Impfungen an einem Termin die RV-Impfung, sofern geplant, als erste verabreicht werden.

 

Empfehlungen zur Körperposition

Kleinkinder im Alter von < 3 Jahren sollten während der Impfung am besten auf dem Arm oder dem Schoß gehalten und nach der Impfung leicht geschaukelt und liebkost werden. Durch das Halten können Eltern das Stillhalten der Gliedmaßen unterstützen. Kinder im Alter von ≥ 3 Jahren sowie Jugendliche und Erwachsene sollten bei der Impfung möglichst aufrecht sitzen. Personen, die beim Impfen oder anderen medizinischen Interventionen schon einmal ohnmächtig geworden sind, sollten im Liegen geimpft werden.

 

Empfehlungen zu Injektionstechniken

Die Nadellänge sollte bei Säuglingen von < 2 Monaten 15 mm betragen, bei älteren Säuglingen und Kleinkindern 25 mm und bei Jugendlichen und Erwachsenen 25–50 mm. Die i.m.-Injektion soll altersspezifisch im Bereich des M. vastus lateralis oder M. deltoideu und altersunabhängig ohne Aspiration erfolgen.1 Eine Ausnahme bilden hier die mRNA Impfstoffe. Wenngleich akzidentielle intravasale Injektionen bei einer i.m.-Impfstoffapplikation nur selten auftreten, ist bei COVID-19-Impfungen eine Aspiration bei i.m.-Applikation zur weiteren Erhöhung der Impfstoffsicherheit sinnvoll.2

Werden mehrere Impfungen am selben Termin gegeben, soll die schmerzhafteste Impfung zuletzt injiziert werden. Besonders schmerzhaft können die Injektionen der Pneumokokken- und der MMR-Impfung sein. Durch eine zügige Injektion können Schmerzen bei der i.m.-Injektion reduziert werden.1

 

Diese Maßnahmen sollten Sie vermeiden

  • Erwärmung des Impfstoffs.
  • Manuelle Stimulation der Injektionsstelle z. B. durch Reiben oder Kneifen.
  • Orale Analgetika-Gabe vor oder während der Impfung.1

 

Referenzen:

1. Epidemiologisches Bulletin 4/2022. 27. Januar 2022.

2. Epidemiologisches Bulletin 07/22, 17. Februar 2022.

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