Impfung gegen Tetanus

Tetanus wird hervorgerufen durch Clostridium tetani, ein Gram-positives, sporenbildendes, anaerob wachsendes Bakterium. Sporen überleben in Erdreich, Staub und ähnlicher Umgebung Monate bis Jahre. Nach Verletzungen, die die Hautbarriere zerstören, dringen die Bakterien bzw. ihre Sporen in den menschlichen Organismus ein, vermehren sich und produzieren unter anaeroben Bedingungen Tetanospasmin, ein Neurotoxin.

12. Juli 2024
Lesedauer: 2 Min.
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Kurzbeschreibung / Geschichte der Impfung

Die Entwicklung der aktiven Immunisierung mittels Toxoidimpfstoff verlief in folgenden Schritten:

  • 1884 zeigten Carle und Rattone in Italien, dass Wundmaterial eines an Tetanus verstorbenen Patienten nach Übertragung auf Kaninchen bei diesen die gleichen Symptome hervorrief
  • Ebenfalls 1884 postulierte Nicolaier die Hypothese, dass die Symptome durch Toxinproduktion im Wundgebiet hervorgerufen werden
  • 1886 wies Rosenbach sporenbildende Bacillen im Wundexsudat eines Erkrankten nach
  • 1890 gelang Emil von Behring und Kitasato die Herstellung des gereinigten Toxins und nach Injektion diverser Tiere die Gewinnung des ersten Antiserums. In der Folgezeit fand insbesondere Antiserum vom Pferd in der Behandlung des Tetanus Verwendung
  • 1924 entwickelte Descombey in Kanada erstmals Tetanustoxoid durch Behandlung des nativen Toxins mit Chemikalien
  • Nach dem erfolgreichen Einsatz bei Soldaten im 2. Weltkrieg folgte ab 1944 der routinemäßige Einsatz der aktiven Tetanusimpfung in zahlreichen Ländern
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STIKO-Empfehlung

Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfungen laut Impfschema.

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Impfschema

Das Impfschema gegen Tetanus entspricht dem gegen Diphtherie, wobei aber weitgehend altersunabhängig die gleiche Antigenmenge an Tetanustoxoid (meist 40-60 IE/Dosis, bei Tdap-Kombinationsimpfstoffen >20 IE) verwendet wird.

Nach stattgefundener Grundimmunisierung sollte durch Auffrischungen in Kindheit und Adoleszenz, und anschließend lebenslang, regelmäßig alle 10 Jahre (Td- bzw. Tdap -Impfung), der Schutz aufrecht erhalten werden.

Ferner ist bei jeder Verletzung eines Patienten der behandelnde Arzt verpflichtet, den Tetanusimpfschutz zu überprüfen. Kann binnen 24h kein Impfdokument vorgelegt werden, so muss eine aktiv-passive Simultanimpfung unter Verwendung eines Kombinationsimpfstoffes mit Tetanus- und Diphtherietoxoid (sowie in Abhängigkeit von Alter des Patienten und der Notwendigkeit weiterer Impfungen auch ggf. Komponenten wie Pertussis, IPV, Hib und Hepatitis B) nach einem für die Postexpositionsprophylaxe indizierten Schema entsprechend der Fachinformationen durchgeführt werden.

Liegt ein Impfdokument vor, so wird gemäß STIKO in Abhängigkeit von der Zahl der bislang durchgeführten aktiven Impfungen und des Abstandes zur letzten Impfung nach dem Schema in der Tabelle verfahren.

  Doku-mentierter Tetanus-Impfstatus Zeit seit letzter Impfung TDaP/Tdap² ⁵ Tetanusimmun-globulin (TIG)³
Saubere geringfügige Wunden Ungeimpft oder unbekannt   Ja Ja
< 3 Impfstoffdosen   Ja⁴ Nein
 ≥ 3 Impfstoffdosen   ≥ 10 Jahre Ja Nein
< 10 Jahre Nein Nein
Alle anderen Wunden¹ < 3 Impfstoffdosen oder unbekannt   Ja⁴ Ja
≥ 3 Impfstoffdosen ≥ 5 Jahre Ja Nein
< 5 Jahre Nein Nein

 

 

Saubere geringfügige Wunden

 

Doku-mentierter Tetanus-Impfstatus
Ungeimpft oder unbekannt

 

TDaP/Tdap² ⁵

Ja

Tetanusimmun-globulin (TIG)³

Ja

Saubere geringfügige Wunden

 

Doku-mentierter Tetanus-Impfstatus
< 3 Impfstoffdosen

 

TDaP/Tdap² ⁵
Ja

 

Tetanusimmun-globulin (TIG)³
Nein

 

Saubere geringfügige Wunden


Doku-mentierter Tetanus-Impfstatus
 ≥ 3 Impfstoffdosen 


Zeit seit letzter Impfung
≥ 10 Jahre


TDaP/Tdap² ⁵
Ja


Tetanusimmun-globulin (TIG)³
Nein

Saubere geringfügige Wunden

Doku-mentierter Tetanus-Impfstatus

 ≥ 3 Impfstoffdosen 

 

Zeit seit letzter Impfung

< 10 Jahre

 

TDaP/Tdap² ⁵

Nein

 

Tetanusimmun-globulin (TIG)³

Nein

Alle anderen Wunden¹

 

Doku-mentierter Tetanus-Impfstatus

< 3 Impfstoffdosen oder unbekannt

 

 

TDaP/Tdap² ⁵

Ja⁴

 

Tetanusimmun-globulin (TIG)³

Ja

Alle anderen Wunden¹

 

Doku-mentierter Tetanus-Impfstatus
≥ 3 Impfstoffdosen


Zeit seit letzter Impfung

≥ 5 Jahre

TDaP/Tdap² ⁵
Ja

Tetanusimmun-globulin (TIG)³
Nein

Alle anderen Wunden¹

 

Doku-mentierter Tetanus-Impfstatus
≥ 3 Impfstoffdosen


Zeit seit letzter Impfung
 < 5 Jahre

TDaP/Tdap²

Nein

⁵Tetanusimmun-globulin (TIG)³
Nein

 

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Bekannte Nebenwirkungen

Die Verträglichkeit der Tetanusimpfung ist im Allgemeinen gut. Aus den in der Tabelle angegebenen Zahlen ist ersichtlich, dass bei Diphtherie-Tetanus-Kombinationsimpfstoffen der Tetanuskomponente offenbar die höhere Reaktogenität zugeschrieben werden muss.

Nebenwirkungen Td (%) Td (%)
Rötung 28 8
Schwellung 33 11
Schmerzen an der Impfstelle
(die Bewegung des Arms beeinträchtigend)
50 6
Fieber ≥38°C 18 3

 

Nebenwirkungen Td (%) Td (%)
Rötung 28 8
Schwellung 33 11
Schmerzen an der Impfstelle
(die Bewegung des Arms beeinträchtigend)
50 6
Fieber ≥38°C 18 3
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Kontraindikationen

Folgende Kontraindikationen sind zu beachten:

  • Akute, behandlungsbedürftige Krankheiten (ausgenommen "banale Infektionen")
  • Bekannte, schwere allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffes
  • "Neurologische Komplikationen" auf eine vorausgegangene Diphtherie- (und/oder Tetanus-) Impfung
Referenzen

1. Heininger: Impfratgeber – Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ 11. Auflage – Bremen: UNI-MED, 2022; Seite 54ff

Bei Impfschema: Tab 4.2, Seite 51: Vorgehensweise nach Verletzung in Abhängigkeit von der bisherigen Tetanus-Impfanamnese (STIKO-Empfehlungen 2018/2019)
Bei Nebenwirkungen: Tab. 4.3, Seite 52: Lokale und systemische Nebenwirkungen nach einer Impfung in den Oberarm mit Diphtherie-Tetanus (Td)- bzw. Diphtherie-Impfstoff (d) bei 76 deutschen Erwachsenen (modifiziert nach Bartels et al, Vaccine 19, 3137; 2001).

Impfalter

Erstimpfung ab dem vollendeten 2. Lebensmonat

Impfschutz-Dauer

Bis zu 10 Jahre

Impfschutz-Symptome

Sicherer Schutz vor Krankheit besteht bei einem Antitoxingehalt im Serum von mindestens 0,1 IE/ml (= 100 IE/l). Eine Überprüfung der postvakzinalen Antikörperwerte ist jedoch nur in Ausnahmefällen empfohlen (z.B. bei Patienten mit Immundefizienz).

Grundlagen Impfung